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21. September, 2001 / 18:00 - 24:00 CEST
musikhalle hamburg, GER
hamburger musikfest


Hamburger Musikfest PassantInnen in Alien City

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Das Andockmanöver von Alien City an Hamburg war ein allmähliches. Bereits einige Zeit davor fanden on line subtile Veränderungen statt, die darauf hinwiesen, dass die Stadt auf dem Weg an einen konkreten Ort ist. Über terrestrische Rundfunkmedien wurden Signale ausgesendet. Im Hamburger Abenblatt Online wurden zwei Wochen lang täglich die Alien City News lanciert. Sie verdichteten sich zu einem Countdown, der die Ankunft der Stadt in Hamburg vorbereitete.

Mit der Performance Dialog zweier Passanten in der Menge, begann die eigentliche Manifestation von Alien City in der Musikhalle Hamburg. Der Aufführungsort wurde durch multiple Klang- und Bildprojektionen verwandelt. Eine permanent sich verändernde Stadtlandschaft bildete die kinetische Kulisse, in der ein Avatar agierte – als Repräsentant der interaktiven virtuellen BewohnerInnen der Stadt.

Der Avatar verwickelte eine "reale" Person in einen Dialog. Die Interaktion zwischen "menschlicher" und "virtueller" Persönlichkeit und die gegenseitigen Veränderungen von Verhaltensmustern bildeten die eigentliche Aktion - als Vorgang der Verschmelzung von "Realraum" und "virtueller Welt". Die Performance wurde in einem Webcast live übertragen.

Die anschliessende On-Site Installation war auf längere Dauer ausgelegt. Zeitabläufe wiederholten sich scheinbar, aber Veränderungen traten ein. Unmerklich zuerst, später deutlich veränderte die Stadt Hamburg Alien City . Fragmente ihres Erscheinungsbildes verschmolzen mit solchen aus anderen Stäten. Wahrzeichen und Schlichtes, Bilder und vertraute Klänge aus den Strassen. Wann und wo sie auftauchten, war nicht vorhersehbar und ob sie eine permanente Existenz in Alien City führen werden, ebensowenig.

Das Publikum war eingeladen zu verweilen oder auch immer wieder zu kommen. Bei jedem Durchqueren der Grenzbereiche an den Eingängen zum Brahmsfoyer wurden die BesucherInnen von Überwachungskameras erfasst. Die eine oder andere fand sich später noch während der Installation in Alien City wieder - materialisiert in der virtuellen Stadt. Sie ist zur BewohnerIn geworden, sitzt jetzt vielleicht mit Avataren beim Frühstück oder spielt mit Künstlichen Intelligenzen Badminton. Sie lernt vielleicht jemanden kennen, der aus einer österreichischen Kleinstadt stammt oder steht staunend vor dem Eiffelturm, ohne sich bewegt zu haben.

Genauso allmählich, wie Alien City angekommen war, reiste sie auch wieder ab. Ihre Signale waren vielleicht noch länger zu hören auf ihrem Weg zum nächsten Landeplatz in Graz, wo sie genau drei Wochen später sich erneut manifestierte. Hamburg wird sich fragmentarisch rematerialisieren an diesem Ort, sich mit ihm vermischen und vorhanden bleiben in der virtuellen Stadt.

Was und wen Alien City mit sich nahm, als sie nomadisch weiterzog, wissen wir nicht. Man kann als BesucherIn im WorldWideWeb ihren Weg und ihr Wachstum weiterverfolgen – um wiederum Veränderungen auszulösen. Alien City wird sich erneut an anderen Orten manifestieren, sich verändern und bleiben, was sie im Grunde ist: on the move.

Martin Breindl / alien productions
Dieser Text in ein überarbeiteter Teil des Programmtextes. Der komplette Text erschien in: Programmbuch des Hamburgischen Musikfestes 2001; Hrsg.: Hamburger Musikfest GmbH; Hamburg, 2001


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