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Factory, Krems-Stein, 4. 10. 2003 - 11. 1. 2004, täglich 12 - 16 Uhr
Eine Veranstaltung der Artothek NÖ

Andrea Sodomka und Martin Breindl beschäftigen sich in ihrem Projekt "Arbeitsmuster" mit der Geschichte des Ortes, in dem sich heute neben der Factory weitere Kulturinstitutionen wie etwa die Artothek befinden.

Seit 1868 war hier eine Manufaktur für Grobgewebe und Jalousien, die 1905 von Karl Eybl erworben und auf technischen Betrieb umgestellt wurde. Diese Textilfabrik hatte bis 1982 hier ihren Sitz. Im Ausstellungsraum der Factory war bis in die 70er-Jahre die Weberei untergebracht.

Bild einer Weberin an einem Jacquard-Webstuhl

Bild einer Weberin an einem Jacquard-Webstuhl

In Videointerviews mit ehemaligen Arbeiterinnen wurden deren Lebensumstände und Arbeitsbedingungen thematisiert. Das Gegenstück zu deren persönlichen Erzählungen und Erinnerungen stellen der mechanische Webstuhl und an die Wand projizierte Makroaufnahmen von Maschinen in der heutigen Textilproduktion dar: individuelle Geschichten werden so gegen die mechanischen Vorgänge gesetzt und miteinander verwoben. Ebenso wurden analog zu dem berühmten Bild von Joseph-Marie Jacquard Porträts der Frauen aus Standbildern der Videointerviews produziert, die die Anonymität der automatisierten Produktionsprozesse und das Zurücktreten des Individuums hinter der Maschine aufheben.

Ein weiteres thematisches Feld öffnet sich in Bezug auf die Technik des Jacquard-Webstuhls, der mit Lochkarten gesteuert wurde und als erster programmgesteuerter Automat der Geschichte betrachtet wird. Die Entwicklung dieses Prinzips führte über die Differenzmaschine von Charles Babbage und die elektrisch betriebene Zählmaschine von Hermann Hollerith schließlich zur modernen Computertechnologie. Die Soundscape, die aus elektronisch bearbeiteten Tonaufnahmen von Webstühlen generiert wurde, bewegt sich an der Schnittstelle zwischen analoger Weberei und digitalen Technologien. Sie gibt den Eindruck einer lärmenden Arbeitshalle wieder und macht so sinnlich die Geschichte des Ortes erfahrbar.

"Der Raum pendelt permanent zwischen 'Geschichten' und 'Geschichte' und belässt die BesucherInnen in der Uneindeutigkeit dessen, woraus die sogenannte 'Wirklichkeit' konstruiert ist." (Sodomka/Breindl)

Nina Schedlmayer

Interviewpartnerinnen: Maria Knett, Erika Keil, Erica Hartl, Ernestine Röglsperger, Alfreda Seisenbacher, Ilse Kropshofer.

Florian Prix I cat-x, Technische Planung
Nina Schedlmayer, Interviews
Christiane Krejs, Nina Schedlmayer, Kuratorinnen

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