Robert F. Hammerstiel

All for your Delight

Seit Jahren setzt sich Robert F. Hammerstiel in seinen konzeptuell entwickelten fotografischen Serien, Videoarbeiten und Rauminstallationen mit der Sehnsucht des Menschen nach Glück, Geborgenheit und Idylle und den damit verbundenen Wunschprojektionen auseinander. In seinen Arbeiten, die zwischen Fiktion und Realität changieren, hinterfragt er die Darstellungsmechanismen der Werbe- und Konsumindustrie, die diese Sehnsüchte vordenkt, immer wieder neu erzeugt und stereotypisiert sowie mit ihren Verheißungen zur Schaffung von Surrogaten beiträgt. All for your Delight, der zusammenfassende Werktitel der neuen Arbeiten des Künstlers, steht für das Glücksversprechen der Werbe- und Konsumindustrie. In Robert F. Hammerstiels inszenierten Bildwelten wird die ästhetik der Werbe- Bildsprache und deren raffinierte Symbiose von Verlockung und Manipulation zitiert und konterkariert.

Trust Me, 2011

C-Prints auf Aluminium, Kassettenrahmen, Acrylgläser, unterschiedliche Formate (ca. 200 x 140 cm)

 

In der Fotoserie Trust me, für die verschieden große, realitätsgetreu nachgebildete Pflanzen aus diversen künstlichen Materialien aus ihrer dekorativen Bestimmung herausgenommen, vor einem weißen, neutralen Hintergrund platziert und in einem Maßstab von 1:1 fotografiert wurden, wird die Gratwanderung zwischen Echtheit und Künstlichkeit thematisiert. Sie posieren in ihrer ganzen Schönheit, bieten sich als glücksverheißende Ware an und locken mit einem Trust me! Tatsächlich aber sind sie nur Ersatznatur, Massenprodukt und Dekoelement.

All for your Delight III, 2011

Pigment-Prints auf Aluminium, Kassettenrahmen, Acrylgläser, je 148 x 120 cm

 

Für diese Serie wurden lebensgroße Kinder-Modellpuppen selbstbewusst als Mannequins, als kleine Stars inszeniert. Ihre körperliche Idealität und ihre modische Erscheinung sind wie ein Glücksversprechen. Dagegen stehen ihre Künstlichkeit, ihre Verlorenheit im Raum, die Leere ihrer Blicke, die stereotypen Posen und Gesten sowie die einheitlich schwarze Kleidung. All dies spiegelt den Verlust der Individualität, die Vermarktung als Ware und den Druck der Rollenmuster wider.

 

 

Robert F. Hammerstiel

http://www.hammerstiel.net

 

1957 in Pottschach/A. geboren. Er lebt und arbeitet in Wien. Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2011 Würdigungspreis für Medienkunst des Landes Niederösterreich. Letzte Einzelausstellungen, u. a.: 2012 Faust Kunsthalle, Hannover. 2011 Nexus Kunsthalle, Saalfelden. 2011/2009 Lukas Feichtner Galerie, Wien. 2010/2008/2006 Galerie Michèle Chomette, Paris. 2008 Landesgalerie Linz. 2006 Museum der Moderne Salzburg. Letzte Gruppenausstellungen, u.a.: 2011 Zonen_prekär, KUNSTSAELE, Berlin. 2011 The Presence of Absence, Columbia Museum of Art, Columbia, USA. 2010 Mediatorzy/Mediators, Nationalmuseum, Warschau. 2010 Mediations Biennale Poznan, Zamek Culture Centre, Poznan.

Zur Arbeit:

Seit Jahren setzt sich Robert F. Hammerstiel in seinen konzeptuell entwickelten fotografischen Serien, Videoarbeiten und Rauminstallationen mit der immerwährenden Sehnsucht des Menschen nach Glück, Geborgenheit und Idylle und den damit verbundenen Wunschprojektionen auseinander. Ihn interessieren die Darstellungsmechanismen der Werbe- und Konsumgesellschaft, in der diese Sehnsüchte vorgedacht, immer wieder neu erzeugt und stereotypisiert werden und zur Schaffung künstlicher Surrogate führen wie das eigene Heim, das Haustier, die Topfpflanze... Seine Arbeiten, die zwischen Fiktion und Realität changieren, versteht er nicht als Kritik an der Sehnsucht nach Glück, sondern als ein Hinterfragen der von der Konsumindustrie vorproduzierten Wunschvorstellungen und Identitäten.
(Petra Noll, Wien 2012)


 

 
 
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