EUROPEAN IDENTITY in a GLOBAL WORLD ?
Die Geld-, Waren- und Medienflüsse haben die Erdkugel im ausgehenden
20. Jahrhundert so schnell und dicht umspannt, dass eine Bewegung in
eine andere Richtung kaum noch denkbar scheint.
Damit ist unser Mantel eines traditionellen Kulturverständnisses
endgültig zerschlissen, wir frieren postmodern. Gleichzeitig passt uns
die Jacke einer vertrauten Nachbarschaft nicht mehr, denn endlose
Flüchtlings-ströme sind darin auf zu nehmen. Klaustrophobische und
xenophobische Züge suchen uns heim, wo von alters her Mitgefühl und
Solidarität mit dem Nächsten zu unseren Werten zählte.
Um etwas über die Welt in Erfahrung zu bringen, bedient man sich der
zur Verfügung stehenden Medien: TV und Printmedien, Zeitschriften und
Werbung. Als besonders interessant erweisen sich die Hintergründe von
Modefotos, verraten sie doch etwas von einem europäischen Selbstverständnis. Deshalb können sie auch zur Verortung europäischer Identität
herangezogen werden. Hinterlegt mit Bildern anderer Kulturen,
entfernter Ereignisse, ungekannten Zuständen, scheinen die Leerstellen
der weggeschnittenen Figuren den Blick auf das Andere, Fremde frei zu
legen; oder dringt das Fremde in den eigenen, scheinbar gesicherten
Lebenszu-sammenhang ein und stellt plötzlich alles in Frage?
Exotisches kann noch ästhetisch oder geschmacklich estimiert werden,
gelegentlich lassen sich sogar Gemeinsamkeiten entdecken; vor allzu
Fremdem stellt sich aber bald Ratlosigkeit ein, vielleicht auch
Schock, Empörung, Aggression. Vielleicht dient das Andere auch als
Projektions-fläche für eigene Mängel, nicht gestellte Fragen, ungelöste Probleme?
Karin Mack, Wien 2008