Klangatoll

[ permanente Klangskulptur von Andrea Sodomka / Martin Breindl
Kulturlandschaft Paasdorf // ein Projekt der KOERNOE ]

1996

[ Das Klangatoll beherbergt eine ganz besondere akustische Welt in seinem Inneren, die Natur und Klang ausgeklügelt miteinander in Verbindung setzt: Von der Natur inspirierte, »ausgestorbene« und aktuelle Alltags- und Naturgeräusche formieren einen sich stetig ändernden Klangteppich. ]

2023

[ Das Klangatoll beherbergt eine ganz besondere akustische Welt in seinem Inneren, die Natur und Klang ausgeklügelt miteinander in Verbindung setzt: Von der Natur inspirierte, »ausgestorbene« und aktuelle Alltags- und Naturgeräusche formieren einen sich stetig ändernden Klangteppich. ]

Klangatoll 1996

Die solarbetriebene Klanginstallation fasst die Geschichte dieses Landstriches in ein akustisches Portrait. Zu hören ist eine virtuelle Naturgeschichte der Landschaft, ein akustisches Bild von Stimmen, Lauten und Tönen. Die Erdkonstruktion passt sich wie ein kleiner Schutzwall der Landschaft an.

Dieses in der Projektreihe „Kulturlandschaft Paasdorf” entstandene Werk bringt einen historischen Ansatz, indem es eine Geschichte dieses Landstriches in ein akustisches Portrait fasst. Landschaft heißt auch Umwelt, Handwerk und Zivilisation und thematisiert unseren sprichwörtlichen Naturverlust in einer durch ein ordnendes, historisches Denken erarbeiteten Gegenwelt zur Landschaftskulisse. Die äußere Hülle ist statisch, der Klangkörper beweglich und in Veränderung begriffen. Ganz bewusst ist die Erdkonstruktion unauffällig, passt sich der Landschaft an wie ein kleiner Schutzwall, der nach außen nicht preisgibt, was innen geschieht. Innen wird es lebendig: Zu hören ist eine virtuelle Naturgeschichte der Landschaft, ein akustisches Bild von Stimmen, Lauten und Tönen, etwa von Tieren, die dort leben bzw. gelebt haben, vom Wasser (Urmeer) bis zu Glocken. Bestehend aus einer solarbetriebenen Beschallungsanlage gewährleistet eine Zeitschaltuhr den Einstieg und gibt einen Ausschnitt von zehn Minuten. Klänge, so sagen die Künstler, verlaufen in der Natur nach bestimmten Ordnungsmustern, keinen maschinellen Ordnungen, sondern Ordnungen, die aus den Umweltgegebenheiten immer wieder neu entstehen. Auch die Klangmodule im „Klangatoll“ ordnen sich mit Hilfe der Steuerungstechnik, und es entsteht keine statische Klangabfolge, sondern eine sich immer wieder neu formierende Klangskulptur.

Susanne Neuburger

Klangatoll 2023

Juliane Feldhoffer: Revitalisierung 2023

Die künstlerisch gestaltete Umgebung rund um Paasdorf hat weithin Bekanntheit erlangt. Zwischen 1994 und 2000 entstand hier eine für Niederösterreich einzigartige Kulturlandschaft mit fünf Kunstwerken, die sich ganz unterschiedlich in die Landschaft einschreiben. Die Kulturlandschaft entstand als ein Projekt von KOERNOE gemeinsam mit der NÖ Agrarbezirksbehörde, der Stadtgemeinde Mistelbach sowie der Ortschaft Paasdorf und umfasst fünf Kunstwerke sowie ein Landschaftsprojekt in den Hügeln rund um Paasdorf. Eva Ahfus, Maria Hahnenkamp, PRINZGAU/podgorschek, Andrea Sodomka/Martin Breindl und Ingeborg Strobl nahmen Lage, Landwirtschaft und Geschichte des Ortes zum Ausgangspunkt, um charakteristische Merkmale von Landschaft und Kultur herauszugreifen und daraus ihre Arbeiten zu entwickeln.

Ein Vierteljahrhundert nach der Errichtung wurde 2022 das komplexeste und gleichermaßen fragilste Projekt der Kulturlandschaft, das Klangatoll von Sodomka/Breindl, umfangreich restauriert und erneuert. Der angelegte Erdwall beherbergt eine ganz besondere akustische Welt in seinem Inneren, die Natur und Klang ausgeklügelt miteinander in Verbindung setzt: Von der Natur inspirierte, »ausgestorbene« und aktuelle Alltags- und Naturgeräusche formieren einen sich stetig ändernden Klangteppich. Das Rauschen des Urmeers und Tierlaute aus lang vergangenen Zeiten verbinden sich mit der gegenwärtigen Klangwelt von Flora, Fauna und Mensch. So entstand ein »akustisches Portrait dieses Landstrichs«, wie die Kuratorin Susanne Neuburger es nannte, das Laute bewahrt, wenn sie im umgebenden Alltag – wie etwa das Dengeln einer Sense – längst verklungen sind.

Das Atoll, das an einen natürlichen Erdabbruch angefügt wurde und über die Jahre seine Form verlor, erhielt im Rahmen der Restaurierungsarbeiten sein ursprüngliches Aussehen zurück. Das Bepflanzungskonzept, das wie 1998 von der Landschaftsarchitektin Elisabeth Wrbka stammt, wurde ebenfalls erneuert. Denn auch hier wurde einer Veränderung Rechnung getragen: In den vergangenen 24 Jahren, mitunter im Zuge des Klimawandels, sind neue Pflanzenarten in der Landschaft heimisch geworden, die nun integriert wurden und seit vergangenem Jahr mit der angestammten Fauna langsam in das Atoll einwachsen konnten. Die für den Klang zuständige Solaranlage und Soundtechnik waren ebenso überholungsbedürftig. Eine moderne Photovoltaikanlage sorgt dafür, dass die Installation energieautark und -effizient funktioniert. Eine neue Beschallungsanlage erzeugt ein viel differenzierteres Klangbild als bisher und ermöglicht eine energiesparende und naturschonende Nachtabschaltung.

Aber auch das Herzstück der Installation, das Klangmaterial, wurde erneuert und sanft ins 21. Jahrhundert erweitert, um ein an der aktuellen Umwelt orientiertes, künstlerisches Klangerlebnis zu erzeugen. Das bedeutet, dass einige in den letzten beiden Jahrzehnten ausgestorbene Klänge sowie Töne, die es 1997 wiederum noch nicht gegeben hat, neu in den Klangteppich eingearbeitet wurden.

Juliane Feldhoffer

Technik

ERDWALL
Abmessungen:
Ø außen:18,00 m
Ø innen:3,00 m
Höhe:3,00 m
Böschungswinkel:je 45°
Positionierung der Lautsprecher im Erdwall:2,00 m über Bodenniveau
BESCHALLUNGSANLAGE (ursprüngliche Version)
  • 1 Infrarotsensor (Trigger zum Ansteuern der Wiedergabegeräte)
  • 1 digitales Wiedergabegerät
  • 1 Speicherkarte
  • 1 Stereo-Verstärker
  • 4 Druckkammerlautsprecher
BESCHALLUNGSANLAGE (neue Version)
  • 1 Baessgen Wiedergabeeinheit, 6-24V DC
  • 1 OEM Verstärker, 24V DC
  • 4 QSC AD-S SAT Lautsprecher
SOLARANLAGE (ursprüngliche Version)
  • Leistung 75W, 120 x 52 x 6,3 cm
SOLARANLAGE (neue Version)
  • 2 PV Module, Leistung gesamt: 800W
  • Akku LiFePO4 12V 200 Ah

Credits

  • Ein Projekt von Andrea Sodomka und Martin Breindl
  • Sound: Andrea Sodomka
  • Tontechnik: Silberberger AV (ursprüngliche Version), cat-x (neue Version)
  • Mastermix: Norbert Math
  • Bepflanzungskonzept: Elisabeth Wrbka
  • Bauten: Bauhof Mistelbach

Ein Projekt der Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich

Kulturlandschaft Paasdorf, Stadtgemeinde Mistelbach

Die Installation ist täglich von 6.00 bis 21.00 Uhr zu hören!