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ganglbauer, petra

haraway, donna

math, norbert

pessl, peter

sodomka, andrea

stone, rosanne



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Die zweite Unterscheidung, die durchlässig geworden ist, ist die zwischen Tier-Mensch (Organismus) und Maschine. Vorkybernetische Maschinen konnten noch von Geistern heimgesucht werden. Stets gab es die Vorahnung des Geistes in der Maschine. Dieser Dualismus strukturierte den Dialog von Materialismus und Idealismus, bis dieser von seinen dialektischen Abkömmlingen, je nach Geschmack Geist oder Geschichte genannt, beigelegt wurden. Doch grundsätzlich waren Maschinen nicht selbstbewegend, nicht selbstentworfen, nicht autonom. Sie konnten den Traum des Menschen nicht erfüllen, nur nachäffen. Eine Maschine war kein Mensch, keine Urheberin ihrer selbst, nur eine Karikatur dieses reproduktiven Traums abstrakter Männlichkeit. Schon der Gedanke, daß es anders sein könnte, wäre paranoid gewesen. Heute sind wir nicht mehr so sicher. Die Maschinen des späten 20. Jahrhunderts haben die Differenz von natürlich und künstlich, Körper und Geist, selbstgelenkter und außengesteuerter Entwicklung sowie viele andere Unterscheidungen, die Organismen und Maschinen zu trennen vermochten, höchst zweideutig werden lassen. Unsere Maschinen erscheinen auf verwirrende Weise quicklebendig - wir selbst dagegen aber beängstigend träge.

Donna Haraway, Ein Manifest für Cyborgs, Feminismus im Streit mit den Technowissenschaften (1984).
In: Donna Haraway, Die Neuerfindung der Natur; Primaten, Cyborgs und Frauen; Frankfurt/Main, New York: Campus Verlag, 1995