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Eine Momentaufnahme des Realitätsschocks - ist Stockhausen daran schuld? (foto: ap)

Materialisation verzögert

Schwierigkeiten beim Landeanflug. Ursache Realitätsschock?

Gestern hatte die Stadtbehörde noch mitgeteilt: "Die Checks sind eigentlich eine reine Routineangelegenheit." Doch es kam anders: Während Alien City wie gewöhnlich die erste Phase der Materialisation durchlief und alle gemütlich ihren normalen Tätigkeiten nachgingen, wurde die Stadt plötzlich von einer heftigen Erschütterung heimgesucht. Die automatischen Sicherheitsventile sprangen in Millisekundenbruchteilen an und schleuderten Alien City in ihre virtuelle Existenz zurück. Nur so konnte ein struktureller Bruch vermieden werden.

Die Ursachen sind noch unklar. DDr. Li-Sung Hofgenai, freiberuflicher Philosoph in Alien City, vermutet dahinter einen massiven Realitätsschock, der in Zusammenhang mit der unsäglichen Pressekonferenz von Karlheinz Stockhausen beim hamburger musikfest stehen könnte. Er schreibt für die heutige Ausgabe von alien news: "Alien City ist aufgrund ihrer feinen virtuellen Struktur besonders sensibel in der Materialisationsphase. Nun ist die Stadt aber vom Grunde auf einem Modell der Kooperation, der Gemeinsamkeit von Verschiedenem, des Verständnisses gebaut. Die fragmentarische Wirklichkeit zu erhalten ist eine schwierige Aufgabe, die nur in Zusammenwirken und Interagieren zwischen Menschen , Maschinen und Programmen verschiedenster Herkunft, Glaubensrichtungen und kulturellem Background möglich ist. Eine wesentliche Prämisse dafür ist Akzeptanz. Für Allmachtsphantasien jeglicher Art - politische, kulturelle oder künstlerische - ist in Alien City definitiv kein Platz.

Die schrecklichen Ereignisse von New York und die daraus absehbaren Folgen in der Denkungsart vieler Menschen machen es sehr sehr schwierig, ein so fragiles Gebilde wie Alien City am Leben zu erhalten. Denn es droht ihm die Basis entzogen zu werden, so wie allem Künstlerischem. Dass Alien City in einer solchen Situation überhaupt noch existiert, ist bloss der gemeinsamen Grundübereinstimmung der daran Beteiligten zu verdanken. alien productions hat dies vor Jahren so formuliert: Nicht Werke zu schaffen ist die Aufgabe von KünstlerInnen heute. Ihnen obliegt im Gegenteil die Aufgabe, eine Matrix zu entwickeln, ein Beziehungsgeflecht zu knüpfen, die Menschen aus den verschiedensten Bereichen zur Arbeit an einem Projekt vernetzt; die Kommunikation via ästhetischer Handlungen ermöglicht.

Alien City selbst ist so eine Matrix. Wenn sie an einem konkreten Ort landet, nimmt sie wie die KünstlerInnen selbst die dort vorgefundenen Realitäten in sich auf. Das kann eine aussergewöhliche Bereicherung darstellen, macht sie aber auch verletzlich.

Sollte sie nun in Hamburg in eine Situation hineinmaterialisert sein, in der tatsächlich Sätze gefallen sind wie: 'Was da (in New York) geschehen ist, ist - jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen - das größte Kunstwerk, das es je gegeben hat.' (zitiert aus Hamburger Abendblatt Online vom 18.9.2001) würde das diesen Materialisationszwischenfall als Realitätsschock erklären. Auch wenn es sich nur um eine Missinterpretation handelt, genügt dies, diese massive Erschütterung auszulösen. Denn es ist dieses unsägliche Beharren auf dem Werk als Schöpfung, diese Allmachtsphantasie des aus dem 19. Jahrhundert stammenden sogenannten Genies, das solche Assoziationen erst ermöglicht."

Soweit DDr. Li-Sung Hofgenai. Heute ist das Alien-Team jedenfalls damit beschäftigt, die verzögerte Materialisation weiterzuführen. Wir sind zuversichtlich, dass sie mit den gewohnten vereinten Kräften erfolgreich sein werden.

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¦19.9.2001¦ n o c h  []  t a g e  b i s  z u r  l a n d u n g  v o n

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