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Wenn ich dir sage, daß die Stadt, der meine Reise gilt, keine Kontinuität in Raum und Zeit besitzt, einmal lockerer und einmal dichter ist, so darfst du nicht meinen, daß man mit dem Suchen aufhören könnte. Während wir gerade sprechen, ersteht sie vielleicht verstreut in den Grenzen deines Imperiums.

Italo Calvino, Unsichtbare Städte

ALIEN CITY ist eine durch und durch virtuelle Stadt im Cyberspace. Ihre akustischen und optischen Manifestationen komponieren sich aus Elementen verschiedenster Städte dieser Welt, so wie diese sich im Netz repräsentieren. Webcamgrabs, Bilder historischer Ansichten oder utopischer Zukunftsvisionen sowie Klänge aus offenen Mikrofonen und City-Soundscapes sind die Ausgangsmaterialien; diese werden in automatisierten Bearbeitungsroutinen permanent gemorpht, sodass sie eine Stadt ergeben, die ihr Aussehen ständig verändert. Sie könnte alle Städte dieser Welt sein oder keine; sie könnte seit Hunderten von Jahren existieren oder eben erst entstehen. Sie ist eine Stadt der konstanten Veränderung, eine Hybride, eine Stadt in Zwischenräumen, Durchgangsfeldern und Simultanzeiten.

ALIEN CITY ist keine fiktive Stadt. Sie existiert tatsächlich, schwebt im Diskontinuum von Zeit und Raum des WorldWideWeb. Die einfache Präsenz jeder neuen BesucherIn bewirkt Veränderungen ihres Aussehens, jede Bewegung führt zu einem Wandel, einer Verschiebung ihres Gesamtgefüges. Aber diese Veränderungen sind subtil. Wie in allen Städten dieser Welt kann man nie wissen, wo sie als nächstes auftauchen werden. Vielleicht wird ein ganzer Stadtteil geschliffen oder ein Dom gebaut. Oder vielleicht wird nur die Fassade eines Kleinfamilienhauses am Stadtrand renoviert. So könnte es möglich sein, dass nach einiger Zeit BesucherInnen bei einem neuerlichen Spaziergang durch die Stadt ein Bild finden, einen Klang, den sie noch nie gesehen, noch nie gehört haben. Aber haben sie ihn ausgelöst, waren andere der Grund dafür?

ALIEN CITY ist mit permanenten Webcams ausgerüstet - eine davon auf dem höchsten Gebäude der Stadt; und mit offenen Mikrophonen, die Klänge des Alltags einfangen. Ein Stadtplan ist der Haupteingang zu ALIEN CITY und das Navigationswerkzeug zugleich. Er adaptiert sich mit jedem Zugriff an die sich ausweitenden Stadtgrenzen. Sogar die historische Dokumentation der Stadt verändert sich mit den Bewegungen der UserInnen. Geschichte war eben schon niemals eine lineare Abfolge von Ursache und Wirkung, sondern ein dynamisches Beziehungsgeflecht zwischen Menschen, Maschinen und ihren Umgebungssituationen.

Seit ihrem Auftauchen 1999 manifestiert sich ALIEN CITY immer wieder für bestimmte Zeitspannen an bestimmten Orten physisch. Im selben Mass, wie ALIEN CITY die spezifischen lokalen Ambiente beeinflusst, verändern diese "realen" Atmosphären den Charakter der "virtuellen" Stadt, verursachen in ihr einen Realitätssprung auf eine neue Ebene. ALIEN CITY saugt Teile der an diesen Orten vorgefundenen Realitäten ein - Stadtansichten und -klänge, Abbilder des Veranstaltungsraums und der Menschen, die sich dort bewegen - und integriert sie im Morphprozess in ihre historische Struktur. Eine neue Stadt entsteht, die doch sie selbst bleibt.

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