Über Metamusic

Der Ausgangspunkt für metamusic war die Idee, interaktive Klanginstallationen für Zootiere zu entwickeln. Zoos sind urbane Areale, in denen mit höchst künstlichem Aufwand natürliche Umgebungen imitiert werden. Obwohl man den in Gefangenschaft lebenden Tieren ein „zu Hause“ suggeriert, wissen diese genau, dass es sich um Kulissen handelt. Die Folge davon: Langeweile, die sich nachteilig auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Für metamusic wollten wir – in Zusammenarbeit mit WissenschafterInnen und TierpflegerInnen – den Tieren selbst Möglichkeiten, Werkzeuge und Sensoren geben, mit denen sie elektronische Klanginstallationen beeinflussen können. metamusic wäre für Tiere; die Menschen nur Zaungäste.

Die erste Frage war, welche Tiere für dieses Projekt empfänglich wären. Bald kamen wir auf Papageien und fanden im Papageienheim der ARGE Papageienschutz in Vösendorf bei Wien mit mehr als 150 in ihrer Obhut befindlichen Vögeln das ideale Arbeitsfeld, um sich über Monate permanent mit ihnen auseinander zu setzen. Papageien sind auch deshalb ideale Projektpartner, weil sie in sich Hybridwesen darstellen: Von Natur aus Wildtiere mit komplexem Sozialverhalten sind alle Vögel, mit denen wir es zu tun haben, von Menschen gezüchtet bzw. aufgezogen, also von menschlichen Verhaltensweisen geprägt. (Dass die Haltung von Papageienvögeln in Gefangenschaft grundsätzlich ihrer Natur widerspricht und abzulehnen ist, sei hier ausdrücklich erwähnt.)

Papageien sind sehr intelligente, individuelle Persönlichkeiten und äußerst kommunikativ. Je länger wir mit ihnen arbeiteten, desto deutlicher zeigten sich die Unterschiede in Interesse, Aufmerksamkeit und Gestaltungswillen der einzelnen Tiere. Wir entwickelten elektronische und mechanische Interfaces zur Klangsteuerung. Die Vögel ließen uns durch ihr Verhalten ziemlich schnell wissen, wo die Mängel und Fehler unserer Geräte und Konzeptionen lagen. Mit Sicherheit lernten wir mehr von ihnen als sie von uns. Gewohnter künstlerischer Gestaltungswille stößt schnell an seine Grenzen, wenn er Wesen betrifft, die zwar schlechter hören als wir, aber dafür ein bedeutend breiteres Spektrum an Licht wahrnehmen können.

Blieb letztendlich die sogenannte „Wissenschaftsgruppe“: Graupapageien, die schon öfter freiwillig an wissenschaftlicher Forschung teilgenommen hatten und deren Interesse an unseren künstlerischen Experimenten am größten war. Einige von ihnen sind Interpreten einer Klanginstallation beim musikprotokoll. Die Voliere enthält Interfaces, durch die die Papageien die Installation bespielen können. Zusätzlich versuchen wir in einem speziellen bidirektionalen Setting gemeinsam mit ihnen zu konzertieren.

Die viertägige Installation und das einmalige Konzert sind jedoch nicht Präsentationen im klassischen Sinn, sondern Teile eines längerfristigen Experiments, dessen Ergebnis ungewiss ist. Was wir daraus lernen wird in den nächsten Schritten weiter zu dem hingeführt, wofür es am Anfang konzipiert war: einer interaktiven Klanginstallation für Zootiere.