| KOMMENTAR |
Die Kunst des Rokoko und damit Boucher als ihr hervorragender Repräsentant wurden bereits von der nächsten Generation abgelehnt, die die Kunst ethisch-moralisch zu beurteilen begann und die Bildauffassung des Klassizismus vorbereitete. Diese an erhabenem Inhalt und streng rationaler Bildgestaltung orientierte Kunstauffassung, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dominierte, musste Boucher verwerfen.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann mit den historisch orientierten Wissenschaften die Aufwertung bis dahin abgelehnter Epochen und deren Kunst. Eine sozusagen "objektivierte", weitestgehend wertfreie Kunstgeschichte setzt erst in diesem Jahrhundert ein. Das Boucher-Bild stellte so als Familienbesitz der Rothschilds die längste Zeit keinen besonderen Wert dar. Die Auswahl Posses reagiert jedoch auf diese Neubewertung der Kunstgeschichte, die Boucher als einen hervorragenden Maler erkannt hat.
Der Zeitpunkt des Verkaufes an die Bayrische Hypotheken-und Wechselbank fällt in den Zeitraum der Expansierung des Kunstmarktes, der sich zu einem Investitionsbereich entwickelte. Die Motive der Verkäufer sind dennoch schwer zu durchschauen.
Noch im selben Jahr (1971) wird das Bild der Alten Pinakothek in München als Leihgabe überlassen, wo es bis heute ausgestellt ist. |
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