DER ALTAR
ALS SYMBOL

Im Gegensatz zu den Bildern Jan Vermeers verlor der Genter Altar zu keiner Zeit seine künstlerische Bedeutung. Bereits im frühen 16. Jahrhundert (etwa durch Dürer) wird der Altar von Zeitgenossen gelobt, die Besichtigung ausserhalb der Messen ist nur gegen Bezahlung möglich.

Mit dem Altar verbinden sich im Laufe der Zeit verschiedene Vorstellungen über seinen Inhalt, er erhält unterschiedliche Bedeutungen - als Meisterwerk der Kunst, religiöses Symbol oder historisches Dokument. Dies wird daran deutlich, dass er im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert mehrmals in Sicherheit gebracht werden muss. Die im Altar angelegten religiösen Inhalte werden als anachronistische Ideologie Ziel von Agressionen.

Er wurde aber auch bald zu einem Symbol der Tradition und des Ruhmes der niederländischen Malerei bzw. des niederländischen Staates und als solches im Zuge der Ausbildung nationaler Territorialstaaten früh mit der eigenen Landesgeschichte und -kultur in Verbindung gebracht und später, im 18. Jahrhundert, bereits als ein Nationaleigentum betrachtet.

In dieser Konstellation wird der Altar Träger von Geschichte, Kultur, Tradition und Identität einer ganzen Nation. Gerade deshalb war er in der Folge immer wieder das Ziel von Zugriffen, die sich gegen diese nationale Integrität richteten und sie durch Inbesitznahme des Altars (symbolisch) aufzulösen versuchten.




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