Jodocus Vijd und seine Frau Elisabeth Boorluut - die Auftraggeber - stammten beide aus angesehenen Patrizierfamilien in Gent, das damals zur Grafschaft Burgund gehörte. Als Mitglied des Genter Rates (viermal zwischen 1395 und 1431) war Jodocus für das Verhältnis der Stadt zum burgundischen Hof mitverantwortlich, das sich schwierig gestaltete, da sich die Stadt gegen eine absolutistische Politik und wirtschaftliche Unterwerfung zur Wehr setzte. Trotzdem war der Herzog bei der Weihe des Genter Altars anwesend.

In seiner exponierten Stellung musste der Auftraggeber Vijd Stellung beziehen zu den verschiedenen kirchlichen Reformbewegungen der Zeit. Man glaubt davon im Geneter Altar etwas zu erkennen. Forderungen gemässigter Hussiten dürften die grossbürgerliche Schicht, der er angehörte, angesprochen haben, etwa das freie Bibelstudium, der Laienkelch oder die Forderung nach Armut und strenger Zucht des Klerus, die alle auf eine Trennung der kirchlichen und weltlichen Phären abzielten und damit das Bürgertum unabhängiger machten.

Gleichzeitig wir durch den Luxus und die Pracht des Altars das Konkurrenzverhalten gegenüber dem Hof und die Demonstration der eigenen Stellung deutlich. Der Altar ist somit nicht nur ein Zeugnis der Kunst sondern auch eines der sozialen Selbstdefinition und den Geltungsansprüchen des Auftraggebers.