PERSONALSTIL
Eine herausragende Stellung in der Geschichte der Kunst erlangte Michelangelo einerseits durch die Tatsache, bestimmte Gestaltungsprinzipien der bildenden Kunst gültig formuliert und spätere vorweggenommen zu haben, andererseits durch seine gleichwertige Betätigung auf dem Gebiet der Malerei, Plastik und Architektur. Hier interessiert besonders sein plastisches Werk.

Es ist von Anbeginn an Zeugnissen der antiken Plastik orientiert und zeigt um 1500 bereits ausgewogene Körperproportionen (Volumen und Masse), Sicherheit in der Darstellung der Haltungsmotive und vor allem ein In-Sich-Ruhen der Figuren, das ihnen starke Präsenz verleiht. Dieses "klassische" Prinzip der Ausgewogenheit der Teile zueinander gibt Michelangelo später zugunsten gesteigerter Bewegung und Ausdruckskraft auf, mit welchen er Prinzipien des Manierismus vorwegnimmt - in diese Zeit fällt auch schon die Brügge-Madonna.