TISCHSTILLEBEN

Die Musen stammen aus der griechischen Mythologie und sind als allegorische Inspirationsquellen der Künste überliefert. Die dargestellten Gegenstände auf dem Tisch lassen als Attribute solchen Musen zuordnen: das Buch der "Polyhymnia" (Pantomime, Gesang), die Maske der "Thalia" (Komödie), das Musikheft der "Euterpe" (Lyrik und Flötenspiel) und schliesslich Trompete Buch und Lorbeer der "Klio" (Geschichtsschreibung).

Darüberhinaus lassen sich das Buch als Malereitraktat, die Maske als Bildhauermodell und das Heft als Skizzenheft interpretieren, wodurch sich Bezüge zu Begriffen aus der italienischen Kunsttheorie ergeben: "disegno" (Skizzenheft), "imitazione" (Gipsabguss) und das Traktat für die "buona regola". Auch weist das Skizzenheft auf die Architektur und der Gipsabguss auf die Skulptur, womit die klassische Trias der Künste im Bild zusammengefügt wäre. Versteht man die weiteren Einrichtungsgegenstände als Stellvertreter für Handweke und Berufe, welche mit der Malerei in einer Zunft verbunden waren, entsteht ein Panorama künstlerischer bzw. kunstnaher Tätigkeiten, in deren Zentrum die Malerei steht. Dafür spricht auch die Annahme, das Bild sei für die Lukas-Gilde (der die Maler vorstanden) als Auftragsarbeit entstanden.

Die Distanzierung des Malers vom Betrachters durch die Rückenansicht lässt sich somit als sein Zurücktreten des individuellen Künstlers zugunsten der Repräsentation des gesamten Berufsstandes verstehen, der hier durch den grossen Umfang seiner Kenntnisse bzw. seines Kontextes gewürdigt wird.