Die Vereinigung von Gewerbetreibenden in einer Zunft (Gilde) ist auch noch für die frühneuzeitliche Handels-und Wirtschaftsstruktur typisch. Die Maler versuchten seit dem 16. Jahrhundert, aus diesem Zunftwesen auszubrechen, meist allerdings nur, um eigene Gilden zu gründen oder direkt für einen bestimmten (adeligen) Auftraggeber zu arbeiten.
Nicht so in Delft, denn dort war der höchste Vertreter der Maler zugleich der "hoofdman", der Vorsteher der gesamten Gilde. In ihr waren der Malerei gleichberechtigt die Glaser und Töpfer verbunden. Der Malerzunft zu- und untergeordnet waren aber die Teppichweber, Besticker, Kupferstecher, Bildhauer, Seidenmacher, Kunstdrucker, Buchhändler, die Kunstdruck- und Gemäldehändler.
Alle diese scheinen auch im Bild vertreten zu sein: der Vorhang, die Tücher, das Heft, die Skizzen- oder Stichvorlagen, der Gipsabguss, das Lederstück, das Buch, die gedruckte Wandkarte und das Tafelbild. Demzufolge repräsentiert das Bild sowohl die führende Rolle der Malerei, der "edel vry Schilder-Const", innerhalb der Gilde, deren Vorsteher Vermeer zweimal gewesen ist, als auch die Verbindung mit anderen Berufen in dieser Vereinigung. Es stellt somit quasi ein Sinnbild für die Organisationsform der Künste jener Zeit und der Vorangstellung der Malerei innerhalb dieser dar. |