Göring : Brief an Rosenberg
Der Reichsmarschall
des Grossdeutschen Reiches
Rominten, den 21. November 1940

Lieber Parteigenosse Rosenberg!

Haben Sie herzlichen Dank für Ihr Schreiben und vor allen Dingen für das wundervolle Buch "Deutsche Grösse". Ich habe über die Ausstellung schon vieles gehört und manches gelesen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu versichern, wie ausserordentlich ich meinerseits diese Ausstellung begrüsse. Es ist ganz selbstverständlich, dass ich die nächste Gelegenheit zu einer Besichtigung wahrnehmen werde.

Bezüglich der beschlagnahmten Kulturgüter in Frankreich möchte ich Ihnen noch kurz folgendes mitteilen. Ich habe nach dem vielen Hin- und Her es ausserordentlich begrüsst, dass eine Stelle zur Sammlung der Dinge endlich berufen wurde, obgleich ich darauf hinweisen muss, dass auch noch andere Stellen sich hier auf Vollmachten des Führers berufen, so vor allen Dingen der Reichsaussenminister, der schon vor mehreren Monaten ein Rundschreiben an alle Stellen schickte, in denen er unter anderen Befugnisse für das besetzte Gebiet hat und die Sicherstellung der Kulturgüter als ihm übertragen mitteilte.

Ausserdem ist, glaube ich, auch noch der Reichspropagandaminister beauftragt, die Unterlagen festzustellen für jene Kulturgüter, die einst aus Deutschland geraubt, nunmehr wieder zurückgeführt werden sollen. Hierbei handelt es sich aber in der Hauptsache um Dinge, die sich im Besitz der feindlichen Museen befinden.

Ich habe versprochen, die Arbeit Ihrer Herren tatkräftigst zu unterstützen und ihnen das bereitzustellen, was sie bisher praktisch nicht erreichen konnten, nämlich Transportmittel und Bewachungspersonal, und die Luftwaffe ist hier angewiesen, das Äusserste an Hilfsstellung zu leisten.

Darüber hinaus möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass besonders wertvolle Kulturgüter aus jüdischem Besitz durch mich aus ihren Verstecken geholt werden konnten, da ich schon von langer Hand durch Einsatz von Bestechungsgeldern und Engagieren französischer Detektive und Kriminalbeamter ganz schwer zu findende Verstecke herausgefunden habe. Diese Aktion läuft weiter, desgl. die Aktion meiner Devisenfahndungsbehörden bei Durchsicht der Bankschliessfächer. In beiden Fällen wird das Ergebnis Ihrem Einsatzstab mitgeteilt werden, dem es dann obliegt, die Dinge zu erfassen und heranzuschaffen. Ich halte die Zusammenarbeit, wie sie jetzt zwischen Ihrem Einsatzstab und der Behörde des Herrn Thurner in Paris gehandhabt wird, für vorbildlich und ausserordentlich zweckentsprechend.

Damit nun keine falsche Vorstellung aufkommt bezüglich der Dinge, die ich für mich beanspruchen wollte, und die ich durch Kauf teils erworben habe und teils erwerben möchte, will ich Ihnen hierzu folgendes mitteilen:

1.) Ich besitze heute bereits durch Kauf und Tausch vielleicht die bedeutendste Privatsammlung zumindest in Deutschland, wenn nicht in Europa. Es handelt sich hier vor allem um die Werke, die ich unter dem Begriff früh-nordische Meister zusammenfasse, d. h. also, die früh-deutschen, die frühen Niederländer und Flamen, die Werke aus der französischen Gotik, und zwar sowohl um Bilder wie um Skulpturen.
2.) Eine sehr umfangreiche und hochwertige Sammlung der Holländer aus dem 17. Jahrhundert.
3.) Eine verhältnismässig kleine, aber sehr gute Sammlung Franzosen aus dem 18. Jahrhundert
und schliesslich eine Sammlung italienischer Meister.

Diese ganze Sammlung soll würdig in Karinhall untergebracht werden und später einmal in den Besitz des Staates übergehen als mein Vermächtnis mit der Bestimmung, dass die Galerie in Karinhall verbleiben muss.

Der Führer hat meinen Plan ebenso sehr begrüsst, wie er ihn unterstützt.

Zur Ergänzung dieser Sammlung habe ich nun einige wenige zum Kauf auch aus den beschlagnahmten jüdischen Kulturgütern vorgesehen. Es handelt sich vor allen Dingen um Meister, von denen ich bisher kein Werk besessen habe, oder was notwendig war, an Ergänzung stattfinden zu lassen. Ich lege diese Sachen jeweils dem Führer vor. Der Kauf geschieht derart, dass die Gegenstände durch einen französischen Sachverständigen, den von der Regierung eingesetzten Präsidenten (den Namen habe ich zurzeit nicht gegenwärtig) geprüft werden. Die Kaufsumme wird dem Treuhänder, den der deutsche Staat eingesetzt hat, ausbezahlt. Über die Verwendung dieser sowie anderer auf dem Treuhänderfonds anlaufender Summen, wird später noch zu befinden bzw. zu reden sein. Bei den hunderten und tausenden von Bildern ist dies ein ganz bescheidener Prozentsatz. Bis jetzt sind es etwa 15 Bilder. Ich halte diesen Prozentsatz nebenbei schon deshalb für berechtigt, da ich nachweisbar durch meine Bemühungen einen sehr grossen Teil der Kunstgüter aus ihrem Versteck herausgeholt habe. Über den wertvollsten Teil der Sammlungen hat sich der Führer das Bestimmungsrecht selbstverständlich vorbehalten. Es verbleibt aber dann immer noch eine ausserordentlich grosse Zahl von Gegenständen, die voraussichtlich in die Tausende gehen wird, die zur Ausschmückung von Bauten für Partei und Staat sowie zur Auffüllung von Museen verwendet werden können.

Dies in Kürze zu Ihrer persönlichen Aufklärung, damit keine falschen Vorstellungen entstehen können.

Ich werde mich freuen, Sie baldigst wiedersehen zu können.

Zurzeit hat mir der Führer einen mehrwöchigen Erholungsurlaub gegeben, den ich dringend notwendig hatte, da ich mich zum ersten Male am Ende meiner Kraft befand. Ich bin zunächst auf mein Jagdhaus nach Rominten gegangen, um einmal ganz abgesetzt von allen Sorgen mich erholen zu können. Ich werde um den 18. Dezember herum auf einige Tage in Berlin sein und werde nicht verfehlen, rechtzeitig auf Ihrem Büro anzufragen, wann Ihnen ein Zeitpunkt zu einer Besprechung passt.

Mit nochmaligem Dank für das Buch bin ich mit


Heil Hitler

Ihr Göring
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