Francesco Guardi ist der späte lichtvolle Glanzpunkt in jener Reihe venezianischer Maler, denen die Pracht der Farbe zum Höchsten in der Kunst geworden war. Guardis zauberhafte "Capricci" und farbenglänzende Veduten Venedigs haben seinen Ruhm über die ganze Welt verbreitet. Er ist der letzte grosse Meister der Farbe, den die alte venezianische Kunst hervorgebracht hat, und zugleich ihr grösster.

Bei ihm ist alles da, was der Vedutenmalerei zuvor gefehlt hatte: die volle Verschmelzung und Einheit zwischen Figur, Landschaft, Atmosphäre. Nicht so sehr in der kompositionellen Erfindung als in der genialen malerischen Form, in der unvergleichlichen Bildschöpfung aus Lichtschimmer, Farbenzauber und Luft liegt seine eigentliche Leistung. Hierin hat er alle Gleichzeitigen weit übertroffen und die Malerei späterer Generationen vorweggenommen.

Erst in unserem Jahrhundert ist man seinen schimmernden Visionen, seiner grossartigen, andeutenden Zeichenkunst gerecht geworden. Und in der letzten Zeit erst hat man ihn als Figurenmaler entdeckt und, von dem herrlichen Bilderzyklus an der Emporenbrüstung von Arcangelo Rafaele in Venedig ausgehend, sein Frühwerk rekonstruiert.

In dem vorliegenden Buch fasst ein vorzüglicher Kenner der venezianischen Malerei für deutsche Kreise zum ersten Male die neuen Erkenntnisse zu einem Gesamtbild zusammen, aus dem Guardis Fülle und Bedeutung überwältigend zu Tage tritt."