Die Rückführung nach 1945

Dass das Bild sich heute in Besitz des italienischen Staates befindet, verdankt es dem Kopf der italienischen Rückführungsbemühungen nach dem Krieg, Rodolfo Siviero. Bis zu seinem Tod 1983 hat er erbittert - umstritten in der deutschen wie italienischen Öffentlichkeit - zuerst von der amerikanischen Miltärregierung, später vom deutschen Staat, Kunstwerke für Italien rückgefordert. Von italienischer Seite wurde 1946 dafür ein Gesetz geschaffen, das alle Käufe "unter Druck" für null und nichtig erklärt.

Da es sich bei dem Gemälde wie in vielen anderen Füllen um einen legalen Kauf und nicht um ein "Geschenk" Mussolinis an Hitler handelte (wie z.B. im Fall der Makartschen "Pest in Florenz"), stiess Siviero bei den Amerikanern wie den Deutschen auf Widerstand. Nach langwierigen Verhandlungen mit Vertretern der amerikanischen Militärregierung kam jedoch die "Leda mit dem Schwan" im November 1948 nach Italien zurück.

Hier wurde das Bild nicht an die frühere Besitzerin, Gräfin Margaretha Spiridon-Gallotti retourniert, sondern wurde vom italienischen Staat, für dessen Interessen Minister Siviero kämpfte, einbehalten. Mit der Behauptung, das Bild sei ihr 1941 abgenötigt worden, ging Gräfin Spiridon-Gallotti in Klage. Die Gegenanklage Sivieros argumentierte mit Betrug gegenüber dem italienischen Staat. Das Gericht gab Minister Siviero Recht.

Als Staatsbesitz wurde die "Leda mit dem Schwan" 1950 in einer von Rodolfo Siviero kuratierten nationalen Schau "seiner" für Italien sichergestellten Werke im Palazzo Venezia in Rom gezeigt, sowie in einer posthum 1984 ihm zu Ehren veranstalteten Ausstellung "L'Opera ritrovata: ommaggio a Rodolfo Siviero" im Palazzo Vecchio in Florenz.

Durch einen Ministerbeschluss 1988 dem Leonardo-Museum und -Geburtshaus in Vinci zugesprochen, findet es sich ausserdem als willkommene Werbeträgerin auf der Web-Site des Touristik-Büros der Commune von Vinci.

Als "Leonardo" war es in der Fachwelt schon zu Anfang des Jahrhunderts umstritten, spätestens Adolfo Venturi, Spezialist für italienische Malerei, schreibt es Leonardo 1941 ab. Von der italienischen Forschung wird die "Leda Spiridon" dem Leonardo-Zeitgenossen Francesco Melzi zugeschrieben.