Eva Brunner-Szabo, Künstlernetzwerk

Text zur Verleihung des Anerkennungspreises für Medienkunst des Landes Niederösterreich 2006 an alien productions


alien productions wurde 1997 von den MedienkünstlerInnen Andrea Sodomka, Martin Breindl, Norbert Math und August Black gegründet. Ihre Werke umfassen u. a. Intermedia-Performances, Elektronische Musik, Netzkunst, Video und künstlerische Photographie. Alien productions ist keine KünstlerInnengruppe im klassischen Sinn, sondern ein offenes Netzwerk, sie treten stets in wechselnden Konstellationen in der Öffentlichkeit auf. Seit 2001 sind Sodomka/Breindl/Math auch KuratorInnen von Fluss – NÖ Fotoinitiative. Prägend für ihre Arbeitsweise ist, dass sie diese kuratorische Arbeit bei FLUSS auch als Teil ihrer künstlerischen Existenzweise betrachten.

Ihre Arbeiten stehen im Spannungsfeld der Bearbeitung des öffentlichen Raumes, den sie sehr erweitert sehen, wie in Arbeiten, die die moderne Massenkommunikation (alien city), das Alltagsleben (Die wohltemperierte Küche) oder die Arbeitswelt (Arbeitsmuster) betreffen.

Die für mich beeindruckendste ihrer Arbeiten ist „Arbeitsmuster“, weil in diesem Werk die Verbindung ihrer verschiedenen Arbeitslinien deutlich sichtbar wird.

„Arbeitsmuster“ ist eine Auseinandersetzung mit einem ehemaligen Industrieort, der Textilfabrik Eybl in Krems. Im heutigen Ausstellungsraum Factory war bis in die 70er-Jahre die Jacquard-Weberei dieser Fabrik untergebracht, in der hauptsächlich Frauen arbeiteten. Alien productions verweben sinnbildlich in dieser Arbeit individuelle Lebensgeschichten mit mechanischen Vorgängen. Den Videointerviews mit den Arbeiterinnen wurden Objekte und Makroaufnahmen von Maschinen entgegengesetzt. Über Sound- und Videoscapes wurde für einige Minuten der ehemalige Arbeitsalltag wieder in den Raum gebracht. Es entstand der Eindruck mitten in einer lärmerfüllten Arbeitshalle zu stehen, die jedes persönliche Gespräch auslöscht. Gleichzeitig wurde während der Ausstellung analog zu dem berühmten Bild von Joseph-Marie Jacquard Porträts der Frauen aus Standbildern der Videointerviews produziert. Dadurch wurden die Anonymität des automatisierten Produktionsprozesses und das Zurücktreten des Individuums hinter der Maschine aufgehoben. Hier trifft die Kunst die persönliche Emotion in einer sehr poetischen Weise.

Eva Brunner-Szabo


Dieser Text erschien in: Kultur- und Wissenschaftspreisträger des Landes Niederösterreich 2006; Hrsg: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Kultur und Wissenschaft, St. Pölten, 2006

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