materialbegriff

babbage, charles

breindl, martin

math, norbert

pessl, peter

stone, rosanne



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Als ich vor meinen Füssen zu Boden sah, suchte ich nach dem Rhizom.
Was ich sah war: "Rotbraune italienische Fliesen."
Darüber träumte mir: "Eine französische Wiese."
Dann: "Dein linkes Bein".
Dem zur Seite: "Das Lächeln einer fragmentierten Göttin."
Ich nannte sie: "Dame mit dem Einhorn", dann: "Perforation."
Das waren erste Zutaten.

Als ich vor meinen Füssen zu Boden sah, ich war auf der Suche nach dem Rhizom, dem Wurzelgeflecht, also musste es vor meinen Füssen zu finden sein, nahe der Erde, dachte ich damals, erkannte ich den mit Gewalt geschaffenen Zwischenraum zwischen Tür und Schwelle eines verfallenden Hauses.
Ich weiss noch, ich dachte: "Gewalt kann immer Lösung sein."
Ich kniete vor dem Haus aus den verschiedensten uneinsehbaren unmitteilbaren Gründen eine lange Zeit.
Meinen Kopf drehte ich nach Art der Krähen einmal nach rechts, einmal nach links . Auf meiner linken Wange legte ich ihn der steineren Schwelle auf, die kalt war vom Suchen und Fragen.
Was ich sah war:
"Märzwind":
Dann: "Eine weisse Wand."
Darauf in italienischer Sprache mit roter Farbe geschrieben:
"Wir werden wiederkommen! Bitte um Dein Leben!"
Vielleicht meinte die Schrift aber auch:
"Wir werden uns wiederholen! Ihr werdet um euer Leben bitten!"
Dazu: "Ein verkehrtes Pentagramm und ein Teufelsgesicht mit dem Gehörn eines Kudu."
Im schwankenden Vordergrund des Raumes:
"Schutt", "Exkremente", an den Seiten, den Mittelpunkt einnehmend:
"Ein auf seiner Rückseite liegendes, im Märzwind mit den Seiten flatterndes Heft."
Die Schrift auf den vom Märzwind unausgesetzt vor und zurückgeblätterten Seiten war nicht erkennbar und erschien unwesentlich.
Die bunten Bilder zeigten verschiedenste Damen und Herren in sportlichen Positionen.
Der einzige Namen, den ich mit grosser Bemühung des Auges erkennen konnte, war: "Marcia."

Mein Gesicht lag viele Stunden auf meiner linken Wange der Schwelle auf.
"Marcia", die Geliebte des Kaisers Commodus Antoninus war die einzige Marcia, die ich kannte.
Endlich wusste ich den Namen der Maschinistin meiner Erzählung.
Dass sie aus dem 2. Jahrhundert in die Materialsammlung meiner Erzählung gekommen war, erklärte vieles, was bisher unauflösbar geblieben war.
Vorallem Trunkenheit und Kopfschmerz.
Die Augen weit geöffnet schlief ich erleichtert ein.
Das Rhizom war gefunden.

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