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DIE ELEMENTE DER INSTALLATION

Ein mechanischer Webstuhl im Zentrum

Das Zentrum des Raums dominierte ein mechanischer Webstuhl, wie er in automatisierten Webereien Verwendung gefunden hat und auch in diesen Räumlichkeiten irgendwann vorhanden war. Der Webstuhl wurde zu besonderen Anlässen (Vernissage, Performance) in Betrieb genommen. Eine Weberin fertigte darauf ein Webstück an, während der Webstuhl - mit Mikrophonen und Webeye versehen - gleichzeitig auch als Klang- und Bilderzeuger diente. Die "Arbeitsgeräusche" wurden von den KünstlerInnen akustisch und visuell live-elektronisch bearbeitet und dienten als Basis für eine Improvisation.

der Webstuhl in der Installation

Der Webstuhl in der Installation:
Einschütziger Oberschläger mit Bradforder Fachexcentervorrichtung
Baujahr: 1880, Sammlung Ing. Hetzer

Videoportraits ehemaliger Arbeiterinnen

Mit sechs Frauen, die in den ehemaligen Räumen der Eybl-Fabrik gearbeitet haben, wurden Videointerviews geführt. Die Gespräche fanden in betont persönlicher Atmosphäre statt, entweder bei ihnen zu Hause oder auch an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz (jetzt Factory).

Das Gesprächsmaterial wurde im zweiten Schritt von den KünstlerInnen gesichtet, editiert und bearbeitet, sodass stimmige "Portraits" der Frauen entstanden. Im Ausstellungsraum wurden die sechs Videoportraits auf Monitoren auf weissen Podesten installiert.

Teppichportraits ehemaliger Arbeiterinnen

Aus den Videos wurde je ein Standbild genommen und so weit am Computer bearbeitet, dass sie als Vorlagen für ein "gewebtes" Portrait dienen konnten (analog zum berühmten gewebten Jacquard-Portrait). Diese sechs Portraits wurden über ein Digitaltransferdruckverfahren auf Teppichgewebe aufgebracht und im Raum ausstellungsmässig gehängt.

Joseph-Marie Jacquard (1752-1834)
Das Bild wurde nach einem Kupferportrait mit Hilfe seiner Maschine gewebt

Sound- und Videoscape

Als "Lauftext" über den Webstuhl projiziert wurden Zitate aus Geschichts-, Sozial- und Politikwissenschaften sowie der Medientheorie zu Mechanisierung und Automatisierung, ausgehend vom Jacquard-Webstuhl, der ersten programmierbaren Maschine der Geschichte.

In regelmässigen Zeitabständen brach für einige Minuten der "Arbeitsalltag" wieder in den Raum ein: eine Sound- und Videoscapescape, generiert aus Bild- und Klangaufnahmen von modernen Jacquard-Webstühlen aus den Produktionshallen der Fa. Eybl an ihrem jetzigen Standort in Krems. Es entstand der Eindruck als würde man mitten in einer lärmerfüllten Arbeitshalle stehen, die jedes persönliche Gespräch auslöscht.

Die Sound- und Videoscape brachte den Raum zum Kippen. Standen ansonsten die persönlichen Erlebnisse der arbeitenden Frauen im Vordergrund, wurden diese durch den Einbruch des "Automatisierten", des "Maschinellen" und der "offiziellen Geschichtsschreibung" für kurze Zeitspannen verdrängt.

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