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DIE LAUFTEXTE

"Lyon 1806. Auf Befehl des Zunftmeisters der Weber findet eine öffentliche Hinrichtung statt. Der Jacquard-Webstuhl wird zerschlagen und verbrannt. Aber sechs Jahre später stehen in Frankreich bereits 18 000 Jacquard-Webstühle. Mit dem Jacquard-Webstuhl ist das letzte Hindernis auf dem Weg einer vollständigen Mechanisierung des Tuchgewerbes beseitigt: das manuelle Musterweben."

Thomas Brandlmayer, " Vom Luxusartikel zum Konsumgut", [http://www.deutsches-museum.de/ausstell/meister/web.htm]

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"Die Lochkarten enthielten in 26 Spalten und 8 Zeilen 208 Lochpositionen, die entsprechend dem zu webenden Muster ausgestanzt waren oder nicht. An den Rändern zu einem Band zusammengefügte Lochkarten wurden nacheinander durch eine Abtastvorrichtung geführt und steuerten so über eine Mechanik das unterschiedliche Abheben der einzelnen Kettfäden. Jacquard hat z.B. mit etwa 20.000 solcher Karten sein eigenes Porträt automatisch weben lassen."

[http://www.webstuhl.net/jacquard/wegbereiter/de.qp]

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"Weil das Rechnen ein äußerliches, somit mechanisches Geschäft ist, haben sich Maschinen verfertigen lassen, welche die arithmetischen Operationen auf vollkommenste vollführen."

G. W. F. Hegel, "Wissenschaft der Logik", 1812

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"Wir haben also gesehen, daß die Theilung der Arbeit, bei mechanischen, wie bei geistigen Arbeiten, darin besteht, daß man nur genauso viel Geschicklichkeit und Kenntnis zu erkaufen und anzuwenden braucht, als zu jedem Prozesse nöthig sind."

Charles Babbage, "On the Economy of Machinery and Manufactures", 1832

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"Das entscheidende Charakteristikum der Analytical Engine liegt in der Einführung der Prinzipien, die Jacquard ersann, um mit Hilfe von Lochkarten die komplizierten Muster in der Brokatfabrikation zu steuern. So ist es möglich geworden, Mechanismen mit ebenso extensiven wie vielversprechenden Möglichkeiten auszustatten, um sie zu Erfüllungsgehilfen abstrakter Algebra zu machen."

Lady Ada Lovelace, "Sketch of the Analytical Engine", 1842/43

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"Wir können völlig zutreffend sagen, daß die Analytical Engine algebraische Muster webt, genauso wie der Jacquard-Webstuhl Blumen und Blätter webt."

Lady Ada Lovelace, "Sketch of the Analytical Engine", 1842/43

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"Die Werkzeugmaschine ist also ein Mechanismus, der nach Mitteilung der entsprechenden Bewegung mit seinen Werkzeugen dieselben Operationen verrichtet, welche früher der Arbeiter mit ähnlichen Werkzeugen verrichtete. Ob die Triebkraft nun vom Menschen ausgeht oder selbst wieder von einer Maschine, ändert am Wesen der Sache nichts."

Karl Marx, "Das Kapital", 1890

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"Die Anzahl der Werkzeuge, womit dieselbe Werkzeugmaschine gleichzeitig spielt, ist von vornherein emanzipiert von der organischen Schranke, wodurch das Handwerkszeug eines Arbeiters beengt wird."

Karl Marx, "Das Kapital", 1890

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"Alles ist Maschine. Maschinen des Himmels, die Sterne oder der Regenbogen, Maschinen des Gebirges, die sich mit Maschinen seines Körpers vereinigen. Ununterbrochener Maschinenlärm. ... Nicht Mensch noch Natur sind mehr vorhanden, sondern einzig Prozesse, die das eine im anderen erzeugen und die Maschinen aneinanderkoppeln. Überall Produktions- oder Wunschmaschinen, die schizophrenen Maschinen, das umfassende Gattungsleben: Ich und Nicht-Ich, Innen und Außen wollen nichts mehr besagen."

Gilles Deleuze / Félix Guattari, "Anti-Ödipus", 1972

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"Die Grundkategorie der Industriegesellschaft ist Arbeit: Werkzeuge und Maschinen leisten Arbeit, indem sie Gegenstände aus der Natur reißen und sie informieren, das heißt die Welt verändern."

Vilém Flusser, "Für eine Philosophie der Fotografie", 1983

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"Die Maschinen des späten 20. Jahrhunderts haben die Differenz von natürlich und künstlich, Körper und Geist, selbstgelenkter und außengesteuerter Entwicklung sowie viele andere Unterscheidungen, die Organismen und Maschinen zu trennen vermochten, höchst zweideutig werden lassen. Unsere Maschinen erscheinen auf verwirrende Weise quicklebendig - wir selbst dagegen aber beängstigend träge."

Donna Haraway, "Ein Manifest für Cyborgs", 1984

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"Diese Lage ist tatsächlich anthropomorph, weil ja Menschen (Operatoren) in den Apparaten funktionieren, und sie ist tatsächlich mythisch (im Sinne von übermenschlich), weil die in den Apparaten funktionierenden Operatoren nicht mehr im herkömmlichen Sinn als Menschen angesehen werden können."

Vilém Flusser, "Kommunikologie", 1996

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"Es werden nämlich im Verlauf dieses Zustands immer mehr Menschen von den Apparaten aufgesogen, um dort als Operatoren zu funktionieren. Daher ist eine Grenzsituation denkbar, in welcher dem Wort "Operator" die ganze Menschheit entspricht."

Vilém Flusser, "Kommunikologie", 1996

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