DER "STIL DES FÜHRERS" - HITLERS ARCHITEKTURAUFFASSUNG Eine der vielen Skizzen Hitlers zum Schauspielhaus an der geplanten Laubenstrasse in Linz. |
Hitlers Architekturvorstellungen sind wesentlich von seiner Jugendzeit in Linz geprägt. Vor allem begeistern ihn hier das Landhaus und das Landesmuseum. Das 1892 im Stil der Neorenaissance von Bruno Schmitz erbaute Landesmuseum beeindruckt ihn wegen seines plastischen Marmorfrieses, den er am liebsten von seinen 110 Metern auf eine Gesamtlänge von 220 Metern verlängern möchte, so dass dieser damit der "grösste plastische Fries des Kontinents" würde. In solchen Ideen zeigt sich bereits Hitlers Hang zur Monumentalbauweise. Am Linzer Landhaus schätzt Hitler den Arkadenhof. Die Bogenformen, die er hier bewundert, werden später ein wichtiges Element nationalsozialistischer Architektur sein. Ebenso wie die Einbeziehung von Säulen - in Wien studiert und zeichnet Hitler bewundernd das Parlament. Hitlers Vorstellungen, wie das zukünftige Linz auszusehen habe, sind, wenn man August Kubizek Glauben schenkt, damals schon sehr konkret. Kubizek: "Als ich ihn zum ersten Male in seinem Kabinett aufsuchte, sah ich überall Skizzen, Zeichnungen, Entwürfe. "Das neue Landestheater" hiess es da, oder das "Berghotel auf dem Lichtenberg". Es kam mir vor, als wäre ich in ein Baubüro geraten." Die nationalsozialistische Architektur, der "Stil des Führers", setzt sich zusammen aus einem Gemisch von Elementen des Klassizismus, der Renaissance und des Barock. Die von Albert Speer so bezeichnete "Neue Deutsche Baukunst" ist nichts anderes als ein neuerlich auferstandener Neoklassizismus, der nun kombiniert wird mit symmetrischen Ordnungen und überdimensionalen Fassadengestaltungen. Daneben erscheinen Akzente aus der griechischen Antike. Bevorzugtes Material ist der "deutsche Werkstein", Glas und leichtere Materialien sind verpönt - nur der "deutsche Werkstein" enspricht der Dauer des Tausendjährigen Reiches. Die Architektur des Dritten Reiches soll sichtbares Zeichen sein eines Zusammengehörigkeitsgefühls, einer Gemeinschaft, aber auch einer Ordnung und Klarheit, und sie soll vor allem die Forderung erfüllen, die Grösse und Macht eines Volkes und seines Führers darzustellen. Über allem thront dann noch der Ewigkeitsgedanke. Hitlers Begeisterung für die Welt der Germanen hinterlässt ihre Spuren auch in der Architektur. Für die Linzer Nibelungenbrücke lässt er von dem Bildhauer Graf Plettenberg überdimensionale Statuen in Gestalt von Siegfried, Kriemhild, Gunther und Brunhild entwerfen, die an den Brückenköpfen aufgestellt werden sollen. Auch die griechische Antike übt eine starke Anziehungskraft auf Hitler aus. Ihr Einfluss auf seine Architekturvorstellungen ist unübersehbar. Die griechische Kultur, die er als "frisch und gesund" bezeichnet, hält er überhaupt für das Mass aller Dinge. Die Idee der Akropolis, als Stadtzentrum des alten Athen, wird auf die Stadtplanung des Nationalsozialismus übertragen: das Zentrum, in dem alle wichtigen öffentlichen Gebäude angesiedelt sind, ist der Mittelpunkt der Gemeinschaft. |