DER FALL THEODOR FISCHER

Auktion der Galerie Fischer, Luzern, 1939


Bei einer Auktion im Juni 1939 in Luzern versteigerte die Galerie Theodor Fischer rund 125 Gemälde und Plastiken bedeutender moderner Künstler wie Picasso, Braque, Van Gogh, Klee und Kokoschka, die - im nationalsozialistischen Deutschland als "entartet" eingestuft - von führenden deutschen Museen hier zum Kauf angeboten wurden. Allgemein wurde angenommen, dass der Erlös nicht den deutschen Museen, sondern der NSDAP zukommen würde.

Theodor Fischer, der als einer der bedeutendsten und vermögendsten Kunsthändler der Schweiz galt, versuchte den potentiellen Käufern das Gegenteil zu versichern. Bei der Auktion selbst konnte er seine Verachtung gegenüber bestimmten "entarteten" Kunstwerken nicht immer verbergen. Die Auktion erbrachte einen Erlös von einer halben Million Schweizer Franken. Das Geld wurde auf ein Konto der deutschen Regierung in London eingezahlt, die deutschen Museen sahen davon nichts.

Theodor Fischer hatte - bestimmt nicht uneigennützig - dem "Deutschen Reich" dabei geholfen, "entartete Kunst" gegen dringend benötigte Devisen einzutauschen.

Während der Kriegsjahre verkaufte Fischer regelmässig über die Kunsthändler Walter Andreas Hofer, dem Agenten Görings in Frankreich, Holland und der Schweiz, und Sepp Angerer Kunstgegenstände an Hermann Göring. Der Reichsmarschall erwarb durch Hofer bei Fischer insgesamt 26 bedeutende Gemälde, darunter Lucas Cranachs "Madonna mit Kind", das Göring von der Stadt Köln zum Geschenk gemacht wurde.

Fischer arbeitete auch eng mit dem Händler Hans Wendland zusammen. Wendland ermöglichte es Fischer, dass dieser während des Krieges viermal nach Deutschland reisen konnte, nach Berlin und Dresden, wo er auch Hans Posse besuchte. Obwohl Fischer überwiegend mit Hofer zusammenarbeitete, verkaufte er auch Gemälde an den "Sonderauftrag Linz".


"Man hatte das Gefühl, dass diese drei Männer [Fischer, Hofr & Wendland] einer Versuchung erlegen sind, Geld zu verdienen, Geschäfte zu machen, wo es sonst sowenig Gelegenheit dazu gab - und dass sie doch nicht den Weitblick hatten, vielleicht auch nicht den letzten Anstand, um darauf zu verzichten. [...] Ich habe irgendwo gehört, Wendland wäre dann noch [Anm.: 1941/42] Parteimitgleid geworden [...] er war ganz bestimmt kein Nazi, sie waren alle drei niemals Nazis, aber sie waren Opportunisten."
Marianne Feilchenfeldt (in einem TV-Interview)



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