KULTURTHEORIEN Die theoretischen Elemente der nationalsozialistischen Theo-Psycho-Ideologie gehen grossteils auf Kulturkritiken des wilhelminischen Deutschland des 19. Jahrhunderts zurück, etwa auf Schriften Paul Lagardes, Julius Langbehns oder Max Nordaus, der in seinem Buch "Entartung" moderne Kunst (etwa den Impressionismus) bereits als "krankhaft" bezeichnet. In den 20er Jahren nahmen verschiedene "philosophische" Schriften Nordaus Gedanken wieder auf und grosse Teile der nationalsozialistischen Argumentationen vorweg. Paul Schultze-Naumburg veröffentlichte 1928 "Kunst und Rasse", worin er ebenfalls Krankheitssymptome mit Bildern der Moderne in Verbindung bringt. Der Begriff der Krankheit wird zum Synonym für die Abweichung, den Regelverfall, die Unordnung (innerhalb des Körpers wie des Geistes) und damit zum Ausgangspunkt für eine systematisch aufgebaute Gleichsetzung: das Andere ist das Kranke. Die Abweichung von der Norm bedroht die Ordnung, die Gesundheit des Staatskörpers. Gesundheit und Reinheit werden zu Synonymen für diesen Staatskörper, entartete Kunst zu einem seiner Antikörper. |