DER FALL DER SAMMLUNG MANNHEIMER

Fritz Mannheimer (1891 in Stuttgart geboren) besass eine der wertvollsten Privatsammlungen in Europa. Zu seiner Sammlung gehörten u.a. Gemälde von Rembrandt, Vermeer, Watteau, Fragonard, Crivelli und Canaletto. Als Jude musste er Deutschland verlassen und ging nach Amsterdam, wo er Teilhaber der Bank Mendelssohn & Co wurde.

Sein Kapital wurde Mitte der Dreissigerjahre auf 20 Millionen Pfund geschätzt, zu jener Zeit ein ungeheures Vermögen. Mannheimer geriet jedoch im Zusammenhang mit dem französischen Staat gewährten Anleihen in Schwierigkeiten.

Am 9. August 1939 stirbt Fritz Mannheimer unter ungeklärten Umständen. Das Bankhaus Mendelssohn & Co stellt alle Zahlungen ein, Mannheimers Privatvermögen wird eingefroren und die Gläubiger legen die Hand auf seine Sammlungen. Seine Frau bringt den sich in Frankreich befindlichen Teil der Sammlung nach Vichy, der andere Teil der Sammlung bleibt in Amsterdam.

Anfang 1941 ordnet Hitler den "umgehenden Kauf der Sammlung Mannheimer" durch seinen "Sonderbeauftragten" Hans Posse an. Posse, der sich zu dieser Zeit in Holland aufhält, führt aber nicht selbst die Kaufverhandlungen, sondern es ist Kajetan Mühlmann, der mit den Gläubigern verhandelt.

Zwar sind Seyss-Inquart und Mühlmann der Auffassung, die Sammlung Mannheimer sei jüdisches Eigentum, aber eine Beschlagnahme durch die "Dienststelle Mühlmann" kommt nicht in Betracht, da weder Mannheimers Witwe noch die Gläubiger Juden sind.

Die Gläubiger der Mendelssohn Bank verlangen für den holländischen Teil der Sammlung siebeneinhalb Millionen Gulden, Mühlmann bietet fünfeinhalb. 1941 wird die Sammlung zum von Mühlmann gebotenen Preis erworben und zunächst nach München, später ins Stift Hohenfurth und schliesslich nach Altaussee gebracht.

Mühlmann erklärt nach dem Krieg, er habe seinem Angebot mit der Drohung Nachdruck verliehen, die Sammlung werde als Feindvermögen beschlagnahmt, sofern man seine Offerte nicht akzeptiere.

Den nach Vichy verbrachten Teil der Sammlung zu erwerben, gelingt Hitler erst drei Jahre später - wiederum mit Hilfe Mühlmanns und seiner Mittelsmänner in Frankreich. Bei Kriegsende ist die Sammlung in Altaussee wieder vereint.

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