DIE "DIENSTSTELLE MÜHLMANN"

Seyss-Inquart & Mühlmann in Wien
Arthur Seyss-Inquart, der "Reichskommissar für die besetzten Niederlande", lässt Ende 1940 seinen Freund aus gemeinsamen Wiener Tagen, Kajetan Mühlmann, nach Den Haag kommen, wo dieser die "Dienststelle Mühlmann" einrichten soll.

Ihr Aufgabengebiet umfasst:
  1. Anfertigung von Listen über Kunstgegenstände

  2. Ausstellung von Gutachten über beschlagnahmte Kunstobjekte, die aus dem Feindvermögen kommen

  3. Zusammenfassung dieser Objekte und Verkauf nach Deutschland u.a. an Hitler, Göring, von Schirach, Hoffmann, Todt, Frank, Kaltenbrunner, sowie an Museen, Auktionshäuser usw. (Die Dienststelle beansprucht 15% Provision)

  4. Ankauf von bedeutenden Kunstwerken auf dem freien Markt
Neben der Den Haager Zentrale wird ein Büro in Paris eröffnet, das von Mühlmanns Halbbruder Josef geleitet wird. Einer der Mitarbeiter in Den Haag ist Eduard Plietzsch, der als Experte für holländische Meister gilt.

Die Anfertigung von Listen über sogenanntes Feindvermögen erfolgt in der Weise, dass eine eingeschaltete Treuhandgesellschaft jeweils einen Treuhänder für die jüdischen Kunsthändler und Sammler beauftragt. Die "Dienststelle" erhält sodann von jedem Treuhänder eine Liste aller Kunstobjekte mit ihrem genauen Standort.

Sämtliche Kunstgegenstände werden zuerst nach Den Haag transportiert, um hier bei Auktionen versteigert oder direkt an Parteigrössen verkauft zu werden.

Ein grosser Teil der Kunstgegenstände, die in der "Dienststelle" eingelangen, wird von holländischen Händlern angeboten, die keineswegs zu Verkäufen gezwungen werden. Für viele von ihnen schlägt die Stunde des grossen Geschäfts.

Einige dieser Händler, die mit der "Dienststelle" zu beider Vorteil zusammenarbeiten, sind: Pieter de Boer, Hoogendijk, Delaunoy, Smit van Gelder und Myrtel Frank.

Göring kauft bei Mühlmann in grossem Stil, Hitler kauft 84 Gemälde, Heinrich Hoffmann 30, auch Hans Frank deckt sich hier mit Kunstobjekten ein. Die "Dienststelle" finanziert sich allein durch die Verkäufe. Gewinne bei Geschäften mit Göring oder Hitler sind verboten, doch hält man sich nicht immer daran.

Göring bietet der "Dienststelle" auch immer wieder Kunstgegenstände zum Tausch an. Diese zeigt sich bei solchen Tauschgeschäften sehr entgegenkommend. So nimmt Göring zum Beispiel Gemälde von Grien, Cranach und Bruyn (aus dem Kröller - Müller - Museum) und gibt dafür Bilder von Pisarro, Degas, Corot, Renoir und Van Gogh.

Im allgemeinen beschlagnahmt die "Dienststelle Mühlmann" Kunstgüter von ins Ausland geflohenen Juden. Auf solche Weise gelangen die Sammlungen Jaffe und Polak und Teile der Sammlungen Rattenau und Lugt in ihren Besitz.

Ist die Möglichkeit einer Beschlagnahme nicht gegeben, bedient sich die "Dienststelle" anderer Mittel, wie zum Beispiel im Fall der Sammlung Mannheimer.

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