| REZEPTION |
Boucher und mit ihm das Rokoko sind bereits von den Zeitgenossen heftig kritisiert worden, und zwar durchwegs von einem moralischen Standpunkt aus. Nicht allein die spielerische, virtuose Form wurde abgelehnt, hauptsächlich der erotische Inhalt, der durch höfische Sozialformen geprägt zwar verfeinert aber trotzdem deutlich im Bild erscheint, wurde abgelehnt. Im 19. Jahrhundert wurde diese Zeit als eine der Dekadenz und des Verfalls abgelehnt und mit ihr die Kunst.
Boucher repräsentiert solcherart den Gegenpol der Kunstauffassung zu jener des faschistischen Deutschland: Kunst als privilegierte Erlebnisform einer Elite, die verselbständigung der ästhetischen Form gegenüber der Verwurzelung der Kunst im Volke, der Form wie dem Inhalt nach. |
Dass Boucher trotzdem Eingang in die Führersammlung fand, geht einerseits auf die Ansicht Hans Posses zurück, ist andererseits daraus zu erklären, dass der Name "Boucher" "Kunst" repräsentierte und die nationalsozialistische Kunstheorie nicht in der Lage war, dagegen zu argumentieren. Boucher fand somit als Repräsentantfür die Begriffe "Kunst" und "Kultur" seinen Platz innerhalb der Sammlung. |
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