IDEOLOGIE Arnold Brecker: Darstellungen der "Partei" and der "Wehrmacht", Reichskanzlei, Berlin. Die Ideologisierung der Kunst durch den Nationalsozialismus bestand nicht nur im Entwurf einer ästhetischen Norm, sondern vor allem in der Symbolisierung dieser ästhetischen Norm - gerade die zahlreichen allegorischen Darstellungen der "Partei", der "Wehrmacht", der "Wacht am Rhein" zeigen diese Ambivalenz von Idealisierung und Disziplinierung. Indem das kollektive Imaginäre, das Begehren der Menschen, in ein Bild gezwungen, ihm eine Darstellung gegeben wird, wird ein umfassender Zusammenschluss, eine Organisation dieses Begehrens um solche Bilder möglich. Schliesslich war es Alfred Rosenberg selbst, einer der führenden Theoretiker, der den Revolutionsbegriff aus der Kunst ausschloss, weil er in logischem Gegensatz zu dieser Idee einer ewigen und auch ewig gültigen Kunst des "Tausendjährigen Reichs" stand. Die Substanz der "neuen" Kunst wurde mit der Substanz des neuen Volkskörpers gleichgesetzt, die sich beide quasi der Geschichte entziehen. Deutschland trat an, nicht nur die geografischen Grenzen Europas zu verschieben: die Kulturpolitik als Kern der neu zu errichtenden Ordnung Europas zielte vor allem auf eine Verschiebung der kulturellen Grenzen - durch Auslöschung wie in Polen, zumindest aber durch Aneignung wie in Frankreich. Die Sammlung des "Führermuseums" ist als Versuch der Schaffung wie der gleichzeitigen Legitimierung eines solchen idealtypischen Kunstbildes anzusehen, durch das alle ästhetischen Antikörper ausgeschlossen werden sollten. Die Präsentation dieses Ideals als der Geschichte enthoben sollte zugleich die es begründende gesellschaftliche Norm als transhistorisch belegen: ein "tausendjähriges" Reich, das durch die Kunst wie die Architektur anschaulich werden sollte. Das Führermuseum sollte ein entsprechendes Bild dieses "neuen" Europas entwerfen, d. h. die Vorherrschaft des deutschen Volkes belegen (zumindest für die nächsten tausend Jahre). |