Karl Haberstock



Karl Haberstock, Kunsthändler, wurde 1878 in München geboren und begann seine Laufbahn bei Paul Cassirer in Berlin. Er trat 1933 der NSDAP bei. Neben seinen Geschäften war er für die Kommission zur Verwertung der beschlagnahmten Werke entarteter Kunst tätig. Und er förderte Rosenbergs Kampfbund. Trotz (und wegen) seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP verhalf er einer Reihe jüdischer Kollegen zur Flucht ins Ausland.

Haberstock spezialisierte sich auf deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts (Hitlers Lieblingsmaler) und machte sich damit einen Namen. Er wurde zum Hauptagent Hitlers, der anfangs seine Sammlung mit Haberstocks Hilfe aufbaute.

Wahrscheinlich war es Haberstock, der Hitler überredete, Hans Posse wieder als Direktor der Gemäldegalerie Dreseden einzustellen und ihn als Leiter des "Sonderauftrag Linz" zu propagieren. Mit der Ernennung Posses wurde Haberstock zu dessen massgeblichsten Händler. Über 100 Kunstwerke verkaufte er dem "Sonderbeauftragten" Posse für Linz. Im Oktober 1940 besuchten sie gemeinsam Paris.

Hitler kaufte auch direkt von Haberstock, so u.a. Bordones "Venus und Amor"; eines der wenigen Bilder, die Hitler für sich behielt und das immer im Berghof aufgehängt war. An Hermann Voss, Posses Nachfolger, verkaufte Haberstock nichts mehr.

Haberstock war auch international tätig. Er unterhielt ein Büro in London und hatte engen Kontakt zu dem Schweizer Kunsthändler Theodor Fischer. Für Amerika plante er mit den Brüdern Seligmann (ebenfalls Kunsthändler) ein Netz von Niederlassungen über die ganze USA.

In Frankreich - in Paris residierte er wie Göring im Hotel Ritz - hatte er Geschäftsverbindungen zu wichtigen französischen Kunsthändlern, darunter:
- Roger Dequoy (Geschäftspartner von Georges Wildenstein; er übernahm auch die Firma Wildenstein nach deren Arisierung im Mai 1941)
- Hugo Engel (der sich als Repräsentant Haberstocks in Paris ansah)

Gegen Ende des Krieges flüchtet Haberstock wie viele andere Kunsthändler mit seiner Frau in das Schloss von Baron von Pöllnitz in Aschbach. Dort wird er von den Allierten aufgegriffen, die 30 Aktenordner mit Korrespondenz und viele andere Dokumente seiner Tätigkeit sicherstellen können. Karl Haberstock wird nach Bad Aussee gebracht, wo er ab dem 20. August 1945 für 36 Tage verhört wird.

1951 eröffnet Haberstock neben dem "Haus der Deutschen Kunst" in München ein Geschäft, und kann auch seine Pariser Vorkriegskontakte wieder herstellen. Er stirbt 1956.


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