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Die digitale Ausstellung

Die von Maria Hanl und Silke Maier-Gamauf initiierte Ausstellung ist hier ab 16. Mai 2020 – dem ursprünglichen Eröffnungstermin, der wegen der Maßnahmen zu Covid19 verschoben werden musste – in ihrer digitalen Form zu sehen. Im wöchentlichen Rhythmus werden die Arbeiten der teilnehmenden Künstler*innen ergänzt. Die Ausstellung im realen Raum wird am 25. Juli 2020 in der Galerie im Schloss Wolkersdorf im Weinviertel eröffnet.

Zurücklassen – Aufgreifen – Aneignen II

Der urbane Raum ist das Aktionsfeld, das die Künstlerinnen mittels Zeichnung, Video, Objekt und Fotografie zum Thema ihrer künstlerischen Forschung machen. Der Blick richtet sich auf die Stadt als soziales Gefüge und als Ort vielfältiger Handlungsabläufe. Randbereiche des Alltäglichen werden beleuchtet und auf unterschiedliche Weise zum Thema gemacht.

Die einzelnen Positionen setzen sich mit Raum, seiner Konstruktion, Nutzung, seinen Möglichkeiten und Beschränkungen auseinander. Das Zurücklassen, Verändern, Aufnehmen und Eingreifen sind künstlerische Strategien, die in der Ausstellung zur Diskussion gestellt werden. Zurücklassen – Aufgreifen – Aneignen versteht sich als prozesshaftes Projekt, mit unterschiedleldichen Zusammenstellungen von künstlerischen Positionen. Präsentationen fanden bereits in der notgalerie Seestadt Aspern und im afo - architekturforum oberösterreich statt.

In Randbezirke von Städten führt die Arbeit Unfold – streetnames von Silke Maier-Gamauf. Sie sucht Straßen, die nach Frauen benannt wurden auf und geht diese im Sinne einer Spurensuche entlang. (Das Benennen von Straßen ist eine von vielen Möglichkeiten, den Leistungen von Frauen Anerkennung zukommen zu lassen und deren Sichtbarkeit im öffentlichen Raum zu erhöhen.) Die besuchten Stadtteile werden mit fotografischen Mitteln untersucht und mit den Biografien der namensgebenden Persönlichkeiten verwoben und in Form von Fotografien und Rauminstallationen präsentiert. Für die Ausstellung im bei FLUSS wird von Silke Maier-Gamauf der Stadtplan von Wolkersdorf unter die künstlerische Lupe genommen.

Die Arbeiten von Romana Hagyo und Ilse Chlan konzentrieren sich auf konkrete Beobachtungen im Mikrokosmos eines Ortes. Scheinbar bedeutungslosen Veränderungen wird nachgegangen.

So ist der in Wien gegangene Weg von ihrem Zuhause ins Studio für Romana Hagyo der Referenzraum ihrer täglichen fotografischen Beobachtungen. Zurückgelassene Gegenstände sind dabei ein wesentliches Moment der künstlerischen Reflexion. Das Beschreiten der Wege kann als performativer Akt verstanden werden, in dem die Konzentration auf Fragen nach dem Sichtbarwerden sozialer Prozesse im urbanen Raum gerichtet ist.

Mit einer subjektiven Kamerafahrt, immer der Stoßlinie zwischen Haus und Gehsteig entlang, umrundet Ilse Chlan einen Häuserblock im fünften Bezirk, mit dem sie seit Jahren verbunden ist. Sehen und Gehen, Raum und Zeit stehen im Zentrum ihrer Untersuchungen, die sich mit unterschiedlichen Wahrnehmungen von Veränderung im kleinteiligen städtischen Raum beschäftigen.

Rahel Bruns ist im Rahmen ihres Brotjobs viel mit dem LKW unterwegs und versucht auch während dieser Fahrten, jedem Moment Zeit für ihre Kunst abzuringen. Neben Zeichnungen, die sie während der Fahrt ohne aufs Blatt zu schauen fertigt, notiert sie auch Bruchstücke der aus dem Autoradio dringenden Tagespolitik, Fetzen vorbeiziehender Landschaft, Ereignisse am Straßenrand. Vielfältige Spuren finden sich auf verschmutzten LKW- und Transportertüren. In den Fotos, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, wird die Frage nach dem Wesen einer Zeichnung ganz anders gestellt.

Das Posen für Fotos, Videos und Selfies vor Sehenswürdigkeiten wird in den Videos „urban performances“ von Maria Hanl als choreografische Abfolge von immer gleichen Handlungen verstanden, als Wiederholung von Bewegungen und Gesten - sozusagen als Rituale des modernen Menschen. Die Zentren europäischer Großstädte, mit ihren historischen Stadtkernen, Museen und Sehenswürdigkeiten, bilden den Rahmen für diese Arbeiten, die sich vor allem für Symbole, Markierungen und Bilder des Fremden, bzw. deren fotografischer „Einverleibung“ und Vergewisserung interessieren. Im Gegensatz klingt in der Arbeit "Daheim" die Absurdität von Abgrenzung, Eingrenzung und Ausgrenzung an. Die Verteidigung eines emotional hoch besetzten Ortes, dessen Fragilität trotz oder gerade wegen hoher Mauern offensichtlich ist.

Im Rahmen der Fotoarbeiten Between Time and Space verleibt sich Elisa Andessner Räume ein und verschwindet dabei selbst in einer neuen Virtualität. Die fotografischen Arrangements brechen ihre Silhouette, docken an ihr an, die Bilder schieben sich vor ihre jeweiligen Körpergrenzen und drängen ihren Körper, Layer um Layer, aus dem ursprünglich gemeinsamen Bild. Die Virtualität, die dabei entsteht, eröffnet einen neuen und unbekannten Möglichkeitsraum.

Die Arbeiten von Reinhold Zisser dokumentieren einerseits das Vorgefundene und andererseits auch Prozesse der Transformation. Vor vier Jahren wurde vom ihm die Notkirche in der Donaustadt entdeckt. Die ehemalige Holzkirche funktionierte er zur notgalerie um und seither versteht sich das Projekt als Gesamtinstallation, der Tradition der Sozialen Plastik verhaftet. Ein angekündigter Abriss war das Initial der Translokation in die Seestadt Aspern. Die notgalerie wird hierbei Brett für Brett zerlegt, transportiert und am neuen Standort wieder aufgebaut. Dabei konfrontiert sich die lange Historie, welche sich am Brachland des originalen Standortes bis heute konserviert hat, mit der rasant voranschreitenden Entwicklung des Wiener Stadtrandes, der mit dem Projekt der Seestadt eines der Zentren der Wiener Stadtentwicklung darstellt.

Die Videoarbeiten von Christoph Schwarz beziehen sich auf den Wiener Stadterweiterungsteil Seestadt Aspern. Eines der Videos ist Teil des Kunstprojekts Umsiedelung notgalerie. Er nützte den logistisch anspruchsvollen Umzug der Notgalerie im Sommer 2017 zur Selbstinszenierung als Kontrollinstanz. Aus dem Off konfabuliert Schwarz über sein Verständnis von „Controlling“ und misst seiner Rolle bei den Ab- und Aufbauarbeiten einerseits eine hohe Bedeutung zu und führt sie andererseits ad absurdum. In Die beste Stadt ist keine Stadt reflektiert Schwarz auf vielfältige Weise über Widersprüche, die sich auftun, wenn ein neuer Stadtteil entsteht. Denn wo etwas Neues entsteht, muss zwangsläufig etwas weichen.

Künstler*innen

Initiatorinnen