HERMANN GÖRING ALS KUNSTSAMMLER


"Ich bin nun mal ein Renaissancetyp."
  Hermann Göring am 13. Mai 1945 in Augsburg
  (von einem französischen Militärbeamten über seine Sammelleidenschaft befragt)


Anfangs sammelt Hermann Göring ausschliesslich Gemälde von Lucas Cranach. Er dehnt aber bald sein Interesse auf zunächst die deutsche und niederländische Malerei des 15. und 16. Jhdts. aus, dann auf das niederländische 17. Jhdt., schliesslich auf das französische 18. und 19. Jhdt. und die klassische italienische Kunst.

Von 1936 an beginnt er immer grössere Summen für Kunstkäufe auszugeben. Er spricht davon, seine stetig wachsende Sammlung eines Tages einmal dem deutschen Volk übergeben zu wollen. Aus seinem Landsitz Carinhall (so benannt nach seiner verstorbenen Frau Carin), wohin er seine Erwerbungen bringen lässt (und die dort wie in einer Galerie den Besuchern präsentiert werden), soll einmal ein Museum werden.

Im Gegensatz zu Hitler und seinem "Sonderauftrag Linz" verfügt Göring nicht über einen ebensolchen klar strukturierten und effizienten Apparat zur Erwerbung von Kunstgegenständen. Er ist zu einem grossen Teil auf seine Händler Walter Andreas Hofer, Walter Bornheim, Bruno Lohse, Gustav Rochlitz, Alois Miedl),seine Privatsekretärin Gisela Limberger (die auch die "Ausstellungen" in Carinhall organisiert) und seine "Ämter" angewiesen.

Göring verkauft auch Kunstgegenstände wieder, wenn er nicht in der Lage ist, das Geld (speziell Devisen) für ein neues Objekt seiner Begierde anderweitig aufzubringen. Darüberhinaus macht er zahlreiche Tauschgeschäfte. So tauscht er zum Beispiel mit dem Kunsthändler Theodor Fischer in Luzern 45 (wahrscheinlich vom ERR beschlagnahmte) Gemälde moderner ("entarteter") Künstler gegen eine Reihe von Gemälden alter Meister, darunter Lucas Cranach.

Er animiert Grossindustrielle wie Flick und Reemtsma, ihm Kunstwerke zu schenken und diese kommen seinen Wünschen nur allzu gerne nach. Bei manchen Händlern liegen sogar Wunschlisten Görings auf, aus denen die Günstlinge, oder jene die es werden wollen, wählen können.


Görings umfangreiche Kunstsammlung entsteht also durch:
  1. Kaufgeschäfte (zum wahrscheinlich überwiegenden Teil)
  2. Schenkungen
  3. Tauschgeschäfte
  4. "Dauerleihgaben" (deutscher Museen)
  5. "Einkäufe" im Depot des ERR (für die nicht in allen Fällen eine Bezahlung der durch den ERR beschlagnahmten Kunstwerke nachgewiesen werden kann).

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