GÖRINGS WICHTIGSTE HÄNDLER

WALTER ANDREAS HOFER
[SEPP ANGERER]
[WALTER BORNHEIM]
[KAJETAN MÜHLMANN]
[BRUNO LOHSE]
[GUSTAV ROCHLITZ]
[ALOIS MIEDL]


WALTER ANDREAS HOFER, Kunsthändler in Berlin, beschäftigt sich von 1939 bis 1944 ausschliesslich mit dem Aufbau von Hermann Görings Sammlung.

Im März 1941 erklärt ihm Göring, dass er ihn zum Direktor seiner Kunstsammlung machen wolle. Es kommt zu der Vereinbarung, dass Hofer weiterhin unabhängiger Kunsthändler bleiben kann, aber als Görings Einkäufer auftritt, mit dem Recht, alles das für sich zu nehmen, was Göring nicht haben will.

Hofer kann in der Folge frei reisen, hat Zugriff auf Devisen und kann die Sonderzüge Görings zum Transport der Kunstgegenstände benützen. Einer seiner wichtigsten Mitarbeiter im Ausland ist Hans Wendland, der für Frankreich und die Schweiz zuständig ist. Göring und Hofer sind sich von Anbeginn darin einig, dass ihre Zusammenarbeit nur vorübergehend ist - nach dem Krieg soll die Katalogisierung der Sammlung von Kunsthistorikern in Angriff genommen werden.


SEPP ANGERER ist unabhängiger Kunsthändler und spezialisiert auf Gobelins, Teppiche, Textilien und Skulpturen. Er besitzt ebenfalls eine Vertrauensstellung gegenüber Göring und erhält auf dessen Weisung Bargeld zum Einkauf von Kunstgegenständen. Angerer ist gleichzeitig auch für Hitler tätig.


WALTER BORNHEIM ist ein auf Skulpturen spezialisierter Händler in München. Als einziger deutscher Händler kauft er antike griechische und römische Kunst. Göring stellt selbst den Kontakt zu ihm her und besucht seine Geschäftsräume schon im Jahr 1938. Bornheim ist ständiger Gast in Carinhall. Er verkauft auch an Hitler, so einen Botticelli ("Portrait von Simonetta") über Frau Troost. Neben Haberstock ist er der vermögendste Kunsthändler in Deutschland. Göring überredet ihn dazu, für ihn auch in Paris tätig zu sein. Bornheim hat in Paris - im Gegensatz zu Angerer oder Hofer - aber keinen Kontakt zum Devisenschutzkommando oder zum ERR.


KAJETAN MÜHLMANN wird von Göring zum Sonderbeauftragten für den Schutz und die Sicherung von Kunstwerken in den besetzten Ost-Gebieten ernannt. Als er später nach Den Haag geht, um dort die "Dienststelle Mühlmann" einzurichten, wird er Göring eine Anzahl lukrativer Geschäfte vermitteln.


BRUNO LOHSE wird als Kunsthistoriker von seiner militärischen Einheit im Februar 1941 für 4 Wochen dem ERR zur Begutachtung verschiedener Kunstgegenstände zugeordnet. Lohse erhält die Aufgabe, Göring in das Jeu de Paume zu begleiten, um dort eine Sonderausstellung holländischer Maler des 17. Jhdts. zu besichtigen. Göring ist von der Kunstkenntnis Lohses beindruckt und die beiden treffen die Vereinbarung, dass Lohse als Verbindungsmann Görings Mitglied des ERR bleiben soll. Er erhält von Göring den Auftrag, den französischen Kunstmarkt zu beobachten und für Göring einzukaufen.

Von März 1941 bis Juli 1944 ist er in Paris überwiegend für Göring tätig, er bereitet viele der Ausstellungen im Jeu de Paume vor. Göring auf der anderen Seite unterstützt Lohse in jeder Hinsicht. Eine von Göring unterzeichnete Vollmacht vom 21. April 1941 lautet:

"Dr. Bruno Lohse ist von mir beauftragt, in Kunsthandlungen, Privatsammlungen und auf öffentlichen Versteigerungen Kunstgegenstände zu erwerben. Alle Dienststellen des Staates, der Partei und der Wehrmacht sind angewiesen, ihn bei der Durchführung seines Auftrages zu unterstützen."

Bruno Lohse verkauft aber auch Kunstgegenstände über Maria Almas Dietrich an den "Sonderauftrag Linz". Ausserdem ist er für Albert Speer und Martin Bormann tätig. Ende 1944 geht er nach Hohenschwangau bei Füssen im Allgäu und später nach Kogl. Bei Kriegsende wird er von den Amerikanern in der Nähe des Schlosses Neuschwanstein gefangengenommen.


GUSTAV ROCHLITZ lässt sich 1933 in Paris als Kunsthändler nieder. Bei einem Besuch Bruno Lohses bei Rochlitz in Paris Anfang 1941 wird Rochlitz ein Passierschein ausgehändigt, mit dem er im besetzten und nichtbesetzten Frankreich reisen kann. Als Gegenleistung für den Pass muss Rochlitz Göring versprechen, dass dieser die erste Wahl für Kunstobjekte aus dem nichtbesetzten Teil Frankreichs hat. Im Februar 1941 teilt Lohse Rochlitz mit, dass Göring ihn autorisiert habe, für den Reichsmarschall einzukaufen. Rochlitz verkauft u.a. auch an Haberstock und Maria Almas Dietrich - insgesamt 129 Gemälde. Er steht mit dem ERR in enger Verbindung, mit dem er nicht weniger als 26 Tauschgeschäfte abwickelt. Er ist wahrscheinlich derjenige französiche Händler, der die meisten Vorteile aus der Tätigkeit des ERR gezogen hat.


ALOIS MIEDL gehört durch die Übernahme der holländischen Handelsfirma Goudstikker ebenfalls zu jenem Händlerkreis, der für Göring und Hitler kauft. Er verfügt über gute Kontakte zu Göring und verkauft ihm während des Krieges die Renders-Sammlung aus Brüssel und er vermittelt u.a. beim Verkauf der Pröhl-Sammlung (mit Cranachs "Venus") und der Sammlung Mannheimer. Regelmässig beschenkt er Göring zum Geburtstag. Die Geschenke sind selbstverständlich wertvolle Gemälde. Er ist auf die Protektion Görings angewiesen, da seine Frau Jüdin ist. 1944 geht er mit seiner Familie nach Spanien.


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